Erzbischof Becker: Welt darf nach Corona nicht egoistisch werden
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat zu mehr Zusammenhalt in der Corona-Krise aufgerufen. Zu Beginn der Pandemie seien manche davon ausgegangen, dass die Welt nach Corona besser oder gerechter sein werde als zuvor, sagte er bei einem Gottesdienst im Paderborner Dom. Davon sei er nicht überzeugt.
Die Welt sollte nach Corona aber zumindest "nicht schlechter oder egoistischer sein". Becker nannte es wichtig, dass sich die Menschen an ihre Endlichkeit erinnern. Der Erfahrung der eigenen Begrenztheit müsse Solidarität mit anderen folgen. Die mit Aschermittwoch beginnende Fastenzeit sei die Zeit, Nein zu sagen zu allem, was zu Herzenshärte, Mitleidlosigkeit gegenüber anderen und der Natur, Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit führe.
Ruhrbischof Overbeck: In Corona-Krise solidarisch sein
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und der Rat für Wirtschaft und Soziales des Bistums Essen haben an Aschermittwoch zu Solidarität in der Corona-Krise aufgerufen. Overbeck forderte in einem Video einen geschärften Blick für die Verlierer der Pandemie, die ihren Beruf oder ihre wirtschaftliche Existenz verloren haben.
"Da, wo unser Wirtschaftssystem zu wenig die Würde der einzelnen und die Nöte der Kleinen, Armen und Bedrängten nicht richtig einschätzt, ist Umkehr notwendig." Traditionell äußern sich der Bischof und der Rat zu Beginn der Fastenzeit beim "Sozialpolitischen Aschermittwoch", zu dem das Bistum Essen und die Evangelische Kirche im Rheinland seit 1998 einladen. In diesem Jahr fiel die Veranstaltung pandemiebedingt aus.
Bischof Bätzing: Lockdown verschärft Spannungen
Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht wegen der coronabedingten Einschränkungen zunehmende Spannungen in der Gesellschaft. Es gebe zwar viele großartige Beispiele gelebter Solidarität, "aber der Eingriff in die Freiheitsrechte und in die offene Gesellschaft - mag er auch unumgänglich sein, um das Virus mit seinen verheerenden Folgen einzudämmen -, er verschärft die Spannungen", sagte Bätzing laut Manuskript in seiner Predigt am Aschermittwoch im Frankfurter Kaiserdom.
Die Corona-Beschränkungen verschärften auch "die Kluft im sozialen Miteinander, die sich bereits lange abzeichnet - in der Bevölkerung unseres Landes, international und global". Es gebe ein erhebliches Dilemma: "Der Abstand, der hier das Leben schützt, hat woanders gravierende Auswirkungen auf Zukunft und Perspektiven", sagte Bätzing. Darauf müsse die Kirche hinweisen. Es gelte, Brücken zu anderen zu bauen, "damit wir mehr zusammenhalten hier und in der Einen Welt".
Bätzing rief die Menschen zu Beginn der Fastenzeit zum Verzeihen auf. Es gelte, Arbeitskollegen, Freunden oder Familienmitgliedern zu verzeihen und sie um Verzeihung zu bitten für "gereizte Stimmung, ein unbedachtes Wort, die Unausgeglichenheit, Antriebslosigkeit, mangelnde Aufmerksamkeit, Rückzugstendenzen, ungebührliche Gedanken - und alles, was sich so eingestellt hat." Der Bischof verwies auf eine Bibelstelle im Alten Testament, wonach Gott "groß im Verzeihen" sei (Jes 56,7).
Der per Livestream übertragene Gottesdienst zum Aschermittwoch der Künstler im Frankfurter Dom stand unter dem Titel «Verborgenes». Die traditionelle Begegnung von Kirchenleuten mit Künstlern vor dem Gottesdienst fiel in diesem Jahr in Frankfurt wegen der Corona-Pandemie aus.