Augsburger Missbrauchsbeauftragte treten aus Protest zurück

"Mangelnder Aufklärungswille"

Drei unabhängige Fachleute sollen für die Kirche in Augsburg die Aufarbeitung von Missbrauch leiten und koordinieren. Doch zwei von ihnen hören auf und kritisieren "mangelnden Aufklärungswillen". Das Bistum widerspricht.

Blick auf den Augsburger Dom / © Christopher Beschnitt (KNA)
Blick auf den Augsburger Dom / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Im Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch) erklärten Angelika Hauser und Rupert Membarth, sie vermissten echten und konsequenten Aufklärungswillen bei den Verantwortlichen. 

Das Bistum bedauerte den Schritt und wies die Kritik zurück - gegenüber der Zeitung und in einer weiteren Stellungnahme am Dienstagabend.

"Leider musste ich erleben, wie kirchliche Strukturen die Missbrauchsaufarbeitung erschweren", erklärte Membarth: "Und noch immer wird versucht, Dinge auszusitzen. Auf der anderen Seite stehen Betroffene und ihr langes Leid."

Keine Akteneinsicht

Hauser fügte hinzu, sie wolle sich "nicht einspannen lassen für Entscheidungen, in die ich nicht einbezogen wurde und hinter denen ich nicht stehen kann". Unter anderem werfen beide dem Bistum vor, ihnen seien der Einblick in Personalakten beschuldigter Kirchenleute verwehrt und weitere wichtige Informationen vorenthalten worden.

Das Bistum erklärte, man bedauere den "überraschenden Schritt" der Beauftragten und danke ihnen "für die bisher geleistete, außerordentlich anspruchsvolle Arbeit". Schade sei, dass "keine vorherigen klärenden Gespräche geführt werden konnten". Diese wären wichtig gewesen für die "konstruktive Fortsetzung der Aufklärung und Aufarbeitung".

Weiter hieß es, einige der angesprochenen Probleme - etwa in Sachen Akteneinsicht - hätten mit bundesweiten Datenschutzregelungen zu tun, auf die das Bistum keinen Einfluss habe. Dabei gehe es auch um die wichtige Frage des Opferschutzes. Hauser und Membarth habe man dazu "leider vergebens Gesprächsangebote unterbreitet". 

Bistum weist Vorwurf zurück

Den Vorwurf, es würde an echtem proaktiven Aufklärungswillen mangeln, "weist das Bistum allerdings entschieden zurück", hieß es weiter. Jeder Einzelfall werde "sehr ernst genommen und akribisch bearbeitet". 

Das zeige nicht zuletzt das aktuelle unabhängige Aufklärungsprojekt - die Missbrauchsstudie für das Bistum Augsburg mit einem konkreten "Zuschnitt auf die Opfer anstelle der Täter".

Der dritte Missbrauchsbeauftragte, der Jurist Andreas Hatzung, sagte der Zeitung: "Ich bedauere die Rücktritte von Angelika Hauser und Rupert Membarth, kann ihre Kritik im Wesentlichen aber nachvollziehen. Ich sehe mich dennoch weiter in der Lage, meine Aufgabe als unabhängige Ansprechperson auszuüben."

Bistum Augsburg

Augsburger Dom / © Tatsuo Nakamura (shutterstock)

Das Bistum Augsburg zählt mit knapp 1,3 Millionen Katholiken zu den großen deutschen Diözesen. Gemessen an Mitgliederzahl und Finanzkraft ist es das zweitgrößte in Bayern. Es umfasst rund 13.700 Quadratkilometer und erstreckt sich von Neu-Ulm bis zum Starnberger See und vom Donau-Ries bis zu den Allgäuer Alpen. Die rund 1.000 Pfarreien werden seit 2012 und noch bis 2025 zu rund 200 Pfarreiengemeinschaften zusammengeführt.

Quelle:
KNA