Missbrauchsstudie für Bistum Augsburg beginnt dieses Jahr

"Ergebnisse werden frei zugänglich veröffentlicht"

Die Missbrauchsstudie für das Bistum Augsburg soll noch dieses Jahr starten, teilte die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität mit. Die Studie solle nicht nur Auswirkungen sexualisierter Gewalt auf die Betroffenen untersuchen.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Pixel-Shot (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Pixel-Shot ( shutterstock )

Sie solle außerdem auch Auswirkungen auf deren Familien durchleuchten. Die Erhebung "Sexualisierte Gewalt an Minderjährigen im Kontext der katholischen Kirche im Bistum Augsburg" werde vom Ludwig-Maximilians-Universitäts-Department Psychologie verantwortet. Der Untertitel laute: "Psychische Belastung im Lebensverlauf, interpersonelle Faktoren und transgenerationale Effekte". 

Zur Zielgruppe des Projekts erklärte die Ludwig-Maximilians-Universitäts (LMU): Angesprochen seien alle Personen, die im Bistum Augsburg in ihrer Kindheit oder Jugend im Alter von bis zu 21 Jahren sexuelle Belästigung, Missbrauch oder Gewalt im kirchlichen Umfeld oder durch Geistliche, Ordensleute oder Laien in der Gemeinde erfahren hätten.

"Ergebnisse werden frei zugänglich veröffentlicht"

Das Forschungsprojekt wurde von der Unabhängigen Aufarbeitungskommission und dem Unabhängigen Betroffenenbeirat im Bistum Augsburg initiiert, wie es weiter hieß. Beide Gremien begleiten die wissenschaftliche Erhebung demnach. "Die gewonnenen Ergebnisse werden unabhängig davon, wie sie ausfallen, frei zugänglich veröffentlicht", heißt es in der Mitteilung der Uni.

Das Untersuchungsdesign folge einem partizipativen Ansatz. Das bedeute, dass Betroffene - vertreten durch den Betroffenenbeirat - und Forschende die Studie gemeinsam entwickelt hätten. Wenn die Betroffenen jeweils zustimmten, würden auch Partnerinnen und Partner, erwachsene Kinder oder andere Personen interviewt. Zusätzlich zu den Interviews im ersten Teil des Projekts sollen die Erkenntnisse laut LMU in einem zweiten Teil durch eine anonyme Online-Befragung ergänzt und erweitert werden.

Partizipation der Betroffenen gewünscht

Augsburgs Bischof Bertram Meier sagte zur LMU-Ankündigung: "Dass die Sichtweise der Betroffenen in dieser Studie im Mittelpunkt stehen soll, dass die Betroffenenvertreter und -vertreterinnen sogar den Ansatz der Studie mitentwickelt haben, ist ein gutes Beispiel wirklicher Partizipation." So könne der gesamte Forschungsprozess ein wichtiges Element der notwendigen Aufarbeitung sein.

Missbrauchsstudie zwei Jahre durch Bistum Augsburg finanziert

Dass es eine eigene Missbrauchsstudie für das Bistum Augsburg geben soll, hatten die Diözese und ihre Unabhängige Aufarbeitungskommission bereits im Januar 2023 erklärt. Das Bistum finanziert die Erhebung zwei Jahre lang; das Geld dafür kommt den Angaben zufolge nicht aus Kirchensteuermitteln.

2018 war im Auftrag der katholischen Deutschen Bischofskonferenz erstmals eine bundesweite Studie zu sexuellem Missbrauch durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige veröffentlicht worden. An der interdisziplinären Untersuchung waren Wissenschaftler verschiedener Universitäten beteiligt. Nach ihren Standorten Mannheim, Heidelberg und Gießen wird das Projekt auch als MHG-Studie bezeichnet. Es wurde zum Ausgangspunkt weiterer Aufarbeitungsprojekte in den einzelnen Bistümern. 

Bistum Augsburg

Augsburger Dom / © Tatsuo Nakamura (shutterstock)

Das Bistum Augsburg zählt mit knapp 1,3 Millionen Katholiken zu den großen deutschen Diözesen. Gemessen an Mitgliederzahl und Finanzkraft ist es das zweitgrößte in Bayern. Es umfasst rund 13.700 Quadratkilometer und erstreckt sich von Neu-Ulm bis zum Starnberger See und vom Donau-Ries bis zu den Allgäuer Alpen. Die rund 1.000 Pfarreien werden seit 2012 und noch bis 2025 zu rund 200 Pfarreiengemeinschaften zusammengeführt.

Quelle:
KNA