DOMRADIO.DE: Ich nehme an, bei der Frühjahrsvollversammlung gibt es eine sehr volle Tagesordnung. Was liegt den Bischöfen ganz besonders am Herzen?
Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur von DOMRADIO.DE): In der Tat, da gilt es viel abzuarbeiten. Und die Bischöfe konzentrieren sich natürlich im Wesentlichen auf die Vorbereitung des Synodalen Weges in Deutschland. Wir wissen, da steht die letzte Etappe in der übernächsten Woche in Frankfurt an, und das muss natürlich alles gut vorbereitet werden.
Wir wissen, dass eine Delegation der Bischöfe und der Laien beim Vorbereitungstreffen der Weltsynode in Prag war. Das sind ja zwei verschiedene Wege, die da gegangen werden. Aber gerade der deutsche Weg liegt nicht nur den Deutschen, sondern auch der Weltkirche sehr am Herzen.
DOMRADIO.DE: Spätestens seit dem jüngsten Schreiben aus Rom ist deutlich geworden, dass es auch innerhalb der Bischofskonferenz einige Spannungen gibt. Was bedeutet das für den Synodalen Weg? Bringen sich die Bischöfe jetzt in Dresden auf Kurs?
Brüggenjürgen: Genau darum wird es gehen. Wir wissen seit Beginn des Synodalen Weges, dass das ein schwieriger Weg ist. Den hatten die Bischöfe ja gemeinsam mit den Laien angetreten, um aus der Missbrauchsproblematik nach vorne zu kommen, um die Aufklärung weiterzubringen und auch die nötigen Reformschritte zu gehen. Gerade bei diesen Reformen gibt es sehr unterschiedliche Kirchenbilder, die da aufeinanderprallen. Und das versucht man in Einklang zu bringen in den schwierigen Fragen der Macht, der Frage der Frauen, des priesterlichen Lebens, der Sexualität.
All' das versuchen die Bischöfe jetzt, glaube ich, gerade im Hinblick auf die allerletzte Etappe vorzubereiten. Da gilt es, Texte anzusprechen, und das ist nicht ganz so einfach, weil natürlich die Bischöfe sehr unterschiedliche Kirchenbilder haben. Aber wir wissen, sie reden miteinander, und dann sind wir zuversichtlich.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt der Tagungsort Dresden für die Bischöfe?
Brüggenjürgen: Die Bischöfe können hier viel lernen. Gerade die Ostbistümer machen schon seit Jahrzehnten die Erfahrung einer kleinen, unbedeutenderen Kirche. Die Kirchen spielen da nicht die große Rolle wie sie sie teilweise im Rheinland spielen. Gleichzeitig kommt hinzu, dass die Finanzdecke in den Ostbistümern immer schon sehr dünn war. Da läuft 2025 der überdiözesane Ausgleich, die Unterstützung der Ostbistümer, aus. Auch da muss man sich abstimmen, wie man gemeinsam die unterschiedlichen Finanzierungen der Bistümer regelt. Denn die 27 Diözesen sind finanziell alle sehr unterschiedlich aufgestellt. Auch da kann der Osten wahrscheinlich weiterhelfen.
DOMRADIO.DE: Was wird die Bischöfe noch beschäftigen? Am Krieg in der Ukraine werden sie wohl nicht vorbeikommen, oder?
Brüggenjürgen: Nein, daran werden sie garantiert nicht vorbeikommen. Und das ist nicht nur das Gebet für den Frieden, das die Bischöfe am Wochenende wieder eingefordert haben. Sie werden sich mit ihrer ganzen Expertise und ihrer Erfahrung einbringen. Gleichzeitig sind sie es ja auch, die in puncto Flüchtlingshilfe - bei uns im Erzbistum Köln heißt es "Aufnahme von neuen Nachbarn" - sehr große Hilfe leisten. Darüber werden sie sich austauschen. Die Caritasvorsitzende Frau Welskop-Deffaa wird im Gespräch dabei sein, die Caritas macht ja sehr viele Erfahrungen.
Natürlich stellen sich auch Fragen wie: Was sagt denn die Kirche zu Waffeneinkäufen? Und da die Tagung im Osten stattfindet, können wir sicherlich davon ausgehen, dass es noch mal darum geht, besonders zu schauen, wie man in Sachen Ökumene vorankommt. Denn es geht heutzutage nur so, dass Christen gemeinsam sich diesen schwierigen Aufgaben stellen.
DOMRADIO.DE: Was könnte bei der Frühjahrsvollversammlung in Dresden zu einem Highlight werden?
Brüggenjürgen: Dresden ist zum einen eine wunderschöne Stadt, das ist auch deutlich geworden in einem Vorgespräch, wo ein Bischof sagte "Wir machen Ferien in Dresden". Das hat er aber eher ironisch gemeint, denn wie gesagt, die Bischöfe haben viel zu tun und ich weiß gar nicht, ob sie viel von der Stadt mitbekommen. Wir Journalisten haben vielleicht ein bisschen mehr Zeit. Auf der anderen Seite ist das immer sehr, sehr schön, im Austausch zu sein. Und das ist immer sehr gut möglich, wenn man sich wirklich real begegnet, Journalisten untereinander aber auch mit den Bischöfen. Dieser Austausch ist das, was ich sehr liebe bei diesen Konferenzen.
Das Interview führte Carsten Döpp.