Auszeichnung für Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer

"Teilhabe menschlich machen"

Der Kölner Pfarrer Franz Meurer wird an diesem Montagabend für sein soziales Engagement geehrt: Der Landschaftsverband Rheinland verleiht ihm den Ehrenring des Rheinlandes für "unermüdliches Tun" und seine "klaren Worte".

In seinem Element: Pfarrer Franz Meurer hilft bei der Essensausgabe der Kölner Tafel / © Harald Oppitz (KNA)
In seinem Element: Pfarrer Franz Meurer hilft bei der Essensausgabe der Kölner Tafel / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich für Franz Meurer als Preisträger entschieden?

Anne Henk-Hollstein (Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland und Laudatorin): Er ist eine Persönlichkeit, die das Rheinland und vor allem seine Heimatstadt Köln durch sein menschliches Wirken nachhaltig geprägt hat. Er erhält den Ehrenring für seine große Mitmenschlichkeit, seine klaren Worte, sein unermüdliches Tun und dafür, dass er uns einmal mehr deutlich macht, wie wichtig es ist, zusammenzustehen und zu leben.

DOMRADIO.DE: Was macht gerade Franz Meurer in dem Zusammenhang aus?

Henk-Hollstein: Die Voraussetzungen für ein gedeihliches Zusammenleben und einen respektvollen Umgang miteinander sind der innere und soziale Frieden. Das bedeutet Teilhabe anstelle von Ausschluss, Inklusion statt Exklusion und Menschen das warme Gefühl zu vermitteln, dass sich jemand um sie kümmert. Andererseits bedarf es aber auch des guten Gefühls, gebraucht zu werden und als Einzelner aufgefordert und wertvoll zu sein. Es ist wichtig, sich für das Ganze einzubringen und entsprechend seiner Fähigkeiten für die Gemeinschaft etwas zu leisten. Das alles sind Themen, die sich auch der Landschaftsverband Rheinland auf seine Fahne geschrieben hat. Gerade diese Punkte, die uns sehr wichtig sind, verkörpert Pfarrer Meurer.

DOMRADIO.DE: Dazu kommt seine ungeschliffene und direkte Art. Vor ein paar Jahren hat er in einer Talkshow gesagt, er sei kein besonderer Mensch, sondern der "Headhunter der Assis". Damals gab es einen großen Schock im Studio, aber Franz Meurer betonte, dass "Assi" in seinem Umfeld kein Schimpfwort sei. Was bedeuten gerade diese Umgangsformen?

Henk-Hollstein: Franz Meurer arbeitet täglich daran, die schwierigen Lebensumstände in den Brennpunkten rund um seinen Lebensmittelpunkt, seiner Gemeinde, zu verbessern. Dabei ist es ihm egal, welche Bildung oder wieviel Geld jemand hat und welcher Religion er nahesteht. Alle sind in seiner Gemeinde willkommen. Damit führt er Menschen zusammen, motiviert sie mitzumachen und die Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Er inspiriert seine Gemeinde, sensibel für die Bedürfnisse der Nachbarn, aber auch für diejenigen, die einem nicht so nahe stehen, zu sein.

DOMRADIO.DE: Franz Meurer hat mal gesagt: "Nichts ist so schlecht, dass es nicht für etwas gut ist." Damit hat er sich auf die Armut in seinen Stadtteilen Höhenberg und Vingst bezogen. Er sagt, Armut ist die Power der Menschen vor Ort und bringt sie dazu, Sachen zu schaffen und zu erreichen, die sie sonst nicht erreicht hätten. Was steht hinter diesem Satz?

Henk-Hollstein: Dahinter steckt natürlich, dass die Menschen für ihn alle gleich sind. Er möchte keinen besonders hervorheben, sondern will alle mitnehmen, Teilhabe menschlich machen und niemanden ausschließen.

DOMRADIO.DE: Am Montagabend erhält er den Ehrenring des Rheinlandes. Sie werden die Laudatio halten. Was können Sie noch über den Preis erzählen?

Henk-Hollstein: Man könnte sagen, der Ehrenring ist das Verdienstkreuz des Rheinlandes. Er ist die höchste Auszeichnung, die der Landschaftsverband Rheinland zu verleihen hat. Wie verleihen ihn an Persönlichkeiten, die ihn durch Gedanken der kommunalen Selbstverwaltung als Baustein eines künftigen Europas besonders verdienen. Auch Franz Meurer hat viel mit Selbstverwaltung zu tun. Er sorgt für zufriedene und glückliche Menschen in seiner Gemeinde und setzt sich für inneren und sozialen Frieden, Inklusion und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein. Das alles sind Bestandteile der Selbstverwaltung und dafür zeichnen wir ihn aus.

Das Interview führte Renardo Schlegemilch.


Die Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Anne Henk-Hollstein (r.) mit LVR-Direktorin Ulrike Lubek / © Heike Fischer (LVR)
Die Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Anne Henk-Hollstein (r.) mit LVR-Direktorin Ulrike Lubek / © Heike Fischer ( LVR )
Quelle:
DR
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