Bach schrieb temperamentvolle Musik für Neujahr

Mit barockem Schwung ins neue Jahr!

Trotz hoher Arbeitsbelastung keine Abstriche bei der Qualität: für den Neujahrstag komponierte Bach im Laufe der Jahre mehrere Kantaten - dabei war äußerste Virtuosität beim Thomanerchor und den Instrumentalisten gefragt.

Ein Denkmal erinnert vor der Thomaskirche in Leipzig an den Komponisten Johann Sebastian Bach. / © Hendrik Schmidt (dpa)
Ein Denkmal erinnert vor der Thomaskirche in Leipzig an den Komponisten Johann Sebastian Bach. / © Hendrik Schmidt ( dpa )

Auffällig ist, wie pragmatisch der Thomaskantor mit den eigenen Werken umging – häufig überarbeitete er ältere Kompositionen und unterlegte sie mit einem neuen Text. 

Blick in die Leipziger Thomaskirche (shutterstock)

Nur so ließ sich die enorme Arbeitsbelastung einigermaßen bewältigen, der er als Thomaskantor ausgesetzt war – denn bis auf wenige Sonntag im Jahr musste Bach praktisch wöchentlich eine Kantate proben und aufführen – und oft genug musste er sie sogar noch vorher komponieren.

Uraufführung vor genau 300 Jahren!

Und dennoch setzt Bach auf Qualität und verlangte seinem Chor einiges ab. Die Kantate "Jesu, nun sei gepreiset" (BWWV 41) für den Neujahrstag zum Beispiel ist chorisch und fürs Orchester durchaus anspruchsvoll. Während der Sopran entspannt die Melodie des gleichnamigen Kirchenliedes von Johann Hermann singt, müssen alle anderen Stimmen zahlreiche Koloraturen, also schnelle Tonfolgen, bewältigen. 

Dann baut Bach noch einen effektvollen Tempowechsel in der Mitte des Eingangschores ein und schließlich fügt sich ein fugatoähnlicher Chorteil an, das dann in eine Art Reprise des ersten Teils des Eingangschores mündet – alles sehr klangvoll mit Pauken und Trompeten, aber keinesfalls zu unterschätzen. Bach führte die Kantate am 1. Januar 1725 - also vor genau 300 Jahren - erstmals auf.

"Singet den Herrn" gleich mehrmals vertont

"Singet dem Herrn ein neues Lied“ ist nicht nur ein bekanntes Psalmzitat, sondern wurde auch oft vom Leipziger Thomaskantor in Musik gesetzt. Einmal als achtstimmige Motette und dann als gleichnamige Kantate für den Neujahrstag, genauer gesagt schrieb er die Kantate in seinem ersten Jahr in Leipzig für Neujahr 1724.

Beschneidung Christi im Tempel am Mühlhausener Marienaltar im Bamberger Dom / © Katharina Gebauer (KNA)
Beschneidung Christi im Tempel am Mühlhausener Marienaltar im Bamberger Dom / © Katharina Gebauer ( KNA )

Der Tag wurde als Fest der Beschneidung des Herrn gefeiert. Zentral ist das Lob des Menschen an Gott und die Zuversicht, dass Gott die Dinge zu einem guten Ende leiten wird. Die Besetzung umfassst drei Gesangssolisten, Chor und Orchester. Übrigens bearbeitete Bach das Werk für die Zweihundertjahrfeier des Augsburger Bekenntnisses am 25. Juni 1730.

Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingt am 1. Januar 2025 ab 20 Uhr natürlich die ältere Fassung für Neujahr.

Neujahr im Kirchenkalender

Am Oktavtag von Weihnachten, dem Beginn eines neuen Jahres, feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutter Maria. Das Fest entstand in Rom im siebenten Jahrhundert. Später feierte man den achten Tag nach Weihnachten (wobei man den 25.12. als ersten Tag mitzählt) als Tag der Beschneidung und zugleich Namensgebung Jesu, wie es im Lukasevangelium (2,21) heißt: "Als acht Tage vergangen waren und das Kind beschnitten werden sollte, erhielt das Kind den Namen Jesus." Erst bei der Liturgiereform von 1969 übernahm man wieder die ursprüngliche Bedeutung des Tages als Marienfest.

Papst Franziskus an Neujahr / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus an Neujahr / © Andrew Medichini ( dpa )

 

Quelle:
DR