Bätzing lobt Medien für Aufklärung im Missbrauchsskandal

"Druck der Betroffenen"

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bätzing, hat die Medien für ihre Rolle bei der Missbrauchs-Aufklärung gewürdigt. Zugleich verteidigte er Kardinal Woelki. Der habe wohl keine gravierenden Fehler im Umgang mit Missbrauch getan.

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Ohne die Medien wäre man "noch längst nicht so weit", sagte der Limburger Bischof der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". "Wir haben ja nicht aus freien Stücken und Selbsterkenntnis angefangen aufzuarbeiten, sondern auf Druck der Betroffenen."

Problem mit "unkontrollierter Macht"

Die Betroffenen seien zu den Journalisten gegangen, die sich an ihre Seite stellten, fügte Bätzing hinzu: "Dafür bin ich dankbar." Der Bischof räumte zugleich ein, dass es in der katholischen Kirche "ein Problem mit unkontrollierter Macht" gebe. Geistliche und weltliche Autorität seien intransparent, das passe nicht mehr in die Zeit. Er fordert die "Kontrolle aller, die Macht ausüben". Er bot an, die Aufarbeitung der kirchlichen Verbrechen vollständig aus der Hand zu geben: "Falls der Staat noch übernehmen will: Bitte! Ich bin dabei."

Bei Woelki "keine gravierenden Fehler"

Zugleich verteidigte Bätzing den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki: Dieser habe wohl keine gravierenden Fehler gemacht im Umgang mit dem Missbrauch, sagte Bätzing. "Ich glaube auch nicht, dass er wissentlich einen Meineid geleistet hat. Alle Versuche, ihn gerichtlich zu belangen, haben etwas Unwürdiges." Woelkis Problem sei allerdings, dass er die Akzeptanz der Leute verloren habe.

Rainer Maria Woelki im März 2023 im Landgericht Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Rainer Maria Woelki im März 2023 im Landgericht Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zum Konflikt der deutschen Bischöfe mit dem Vatikan sagte Bätzing, er scheue sich nicht, Papst Franziskus zu kritisieren: "Er ist mein Bruder im Bischofsamt." Die Katholiken seien in Sorge um ihre Kirche. "Darüber muss man angstfrei mit dem Papst reden."

Mit Papst "angstfrei" reden

Er unterstütze den Papst zu "hundert Prozent", sagte der Bischof. Er könne nicht einfach absegnen, was die Deutsche Bischofskonferenz will. Der Papst müsse die "Weltkirche einen".

Bätzing: "Aber bei uns zu Hause ist der Druck so groß, wir brauchen Lösungen und letztlich eine Veränderung der Lehre." Er erhoffe sich gar kein schnelles Votum vom Papst, aber eines von der anstehenden Weltsynode in Rom, die ab Oktober stattfindet. "Unser Kirchenvolk hat keine Geduld mehr", unterstrich der Bischofskonferenz-Vorsitzende.

Papst Franziskus und Bischof Bätzing beim Ad limina-Besuch der deutschen Bischöfe / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Bischof Bätzing beim Ad limina-Besuch der deutschen Bischöfe / © Romano Siciliani ( KNA )

Bätzing kritisierte auch den verstorbenen Papst Benedikt XVI.: "Ich wünschte, dass Joseph Ratzinger über seine Zeit als Münchner Erzbischof gesagt hätte: Ich trug damals Verantwortung, mir ist egal, ob ich in einer bestimmten Sitzung war. Ich entschuldige mich für das, was den Opfern durch die Versetzung eines Missbrauchstäters angetan wurde. - Punkt." Das hätte seine Autorität gestärkt.

Zum aktuellen Zustand der katholischen Kirche sagte Bätzing, ihn ängstige, dass seine Kirche mit ihrer Botschaft immer weniger Leute erreiche. Kaum noch jemand wolle Priester werden, aber "eine katholische Kirche ohne Priester gibt es nicht".

Georg Bätzing

Georg Bätzing wurde am 13. April 1961 in Kirchen (Sieg) geboren. Er studierte Philosophie und Theologie an der Universität Trier und der Universität Freiburg.

1987 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Von 1996 bis 2010 war er als Leiter des Priesterseminars für die Priesterausbildung im Bistum Trier verantwortlich. Bereits 2007 übernahm er die Leitung der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier. Ab November 2012 war Bätzing Generalvikar des Bistums Trier.

Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann ( KNA )

 

Quelle:
epd