Bäume waren für mittelalterliche Klöster enorm wertvoll

Mein Freund, der Kloster-Baum

Klöster waren im Mittelalter nicht nur wichtige Kulturträger, sondern besaßen zudem Gärten mit vielen Pflanzen. Am Tag des Baumes erklärt die Gartenexpertin Stephanie Hauschild die Bedeutung der Bäume für die Klöster.

Symbolbild Bäume in einem Klostergarten (KNA)
Symbolbild Bäume in einem Klostergarten / ( KNA )

DOMRADIO.DE: An diesem Donnerstag ist der Tag des Baumes. Bäume haben es heutzutage in der Großstadt sehr schwer. Kann man sagen, dass die ältesten und mächtigsten Bäume auf dem Gelände von Klöstern stehen? 

Dr. Stephanie Hauschild (Expertin für Kulturgeschichte des Gartens und Buchautorin): Das kann ich so pauschal nicht sagen (lacht). Aber die Klostergeschichte ist ja schon fast 2000 Jahre alt. Seitdem sich Mönche und Nonnen in Klöster zurückgezogen haben und sich Ordensregeln gegeben haben und diese Regeln besagen, dass sie das Kloster, wenn nicht unbedingt nötig, nicht verlassen sollen, sind sie darauf angewiesen, dass man im Kloster auch all die Sachen anbaut, die man zum Überleben braucht. Und dazu gehören Obstbäume. 

Nun ist das Problem, dass Obstbäume leider nicht besonders alt werden, nur etwa 100 Jahre alt. Wenn man bedenkt, dass wir die frühesten Nachrichten von klösterlichen Obstbäumen schon aus dem neunten Jahrhundert haben, nämlich aus der Zeit Karl des Großen, erstaunt es eigentlich nicht, dass aus der Zeit keine Bäume übrig geblieben sind. 

Ein Apfelbaum im Garten / © Jan Gallo (shutterstock)

Aber wir wissen, was für Bäume damals gepflanzt wurden. Die sind den Obstbäumen, die wir heute verwenden, eigentlich sehr ähnlich. Äpfel und Birnen gehören dazu, auch Pflaumen, Haselnüsse und Walnüsse sowie Kirschen. Aber die Klöster hatten damals auch schon Pfirsiche und Mispeln und so "seltsame" Dinge wie Speicherling und schwarze Maulbeere. 

Stephanie Hauschild

"Wir wissen, was für Bäume damals gepflanzt wurden, und die sind den Obstbäumen, die wir heute verwenden, eigentlich sehr ähnlich."

DOMRADIO.DE: Wie sieht es denn mit anderen Bäumen wie Eichen aus? Oder wurden ausschließlich Nutzbäume gepflanzt?

Hauschild: Wir wissen mehr über die Nutzbäume, weil im Kloster eigentlich wenig Platz für solche Zieraspekte sein sollte. Dafür war ein Kloster ursprünglich nicht ausgelegt. Aber natürlich gab es dann ja auch gärtnerische Spezialisierungen und die eine Nonne und der andere Mönch haben sich vielleicht besonders für den Garten interessiert. 

Wir wissen zum Beispiel, dass Albertus Magnus, der in Köln in der Stolkgasse sein Kloster hatte, in seinem Garten wohl einen eigenen Baum gepflanzt hat, der auch noch 100, 200 Jahre nach seinem Tod sehr verehrt wurde. Albertus Magnus hatte eine Buche gepflanzt, aber die gibt es leider auch nicht mehr. In der Stolkgasse heute wächst, glaube ich, überhaupt nichts mehr. 

Statue von Albertus Magnus vor der Universität Köln / © Horacio Garcia Martin (shutterstock)
Statue von Albertus Magnus vor der Universität Köln / © Horacio Garcia Martin ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der Baum hat Blätter, Blüten und wunderbare Früchte. Aber so ein Baum besteht auch aus Holz. Hat das Holz  vielleicht auch eine Rolle als Handelsware für die Klöster gespielt? 

Hauschild: Auf jeden Fall. Zu den Klöstern gehört ja auch immer Landbesitz. Ein Teil des Landbesitzes war Wald. Der wurde schon immer bewirtschaftet. Man hat da das Holz eingeschlagen. Für jede Kirche, für jedes Haus, für jede Brücke brauchte man ja Holz. Insofern war Waldbesitz, Holzbesitz schon sehr wertvoll und hat zum Wohlstand der Klöster beigetragen. 

DOMRADIO.DE: Was ist mit Arzneien? 

Stephanie Hauschild

"Die Quitte war sowieso ein Lieblingsbaum oder eine Lieblingsfrucht des Mittelalters."

Hauschild: Ja, es gab auch Arzneien aus Bäumen. Ich weiß, dass Hildegard von Bingen zum Beispiel die Quittenfrüchte mehrfach erwähnt. Um Kranke zu heilen oder sie auf ihrem Genesungsprozess zu begleiten, gab es spezielle Speisen, die man zum Beispiel aus Quitten hergestellt hat. Die Quitte war sowieso ein Lieblingsbaum oder eine Lieblingsfrucht des Mittelalters. 

DOMRADIO.DE: Sie haben eben gesagt, dass es sicherlich auch die eine oder andere Person in einem Kloster gab, die sich besonders für den Garten interessiert hat. Wissen Sie etwas darüber, ob es da tatsächlich ein Amt gab? Jemanden, der Obergärtner und für die Bäume zuständig war?

Symbolbild Benediktiner in einem Klostergarten / © Bertram Bölkow (KNA)
Symbolbild Benediktiner in einem Klostergarten / © Bertram Bölkow ( KNA )

Hauschild: Ein Teil der Gärten war dem Cellerar zugeordnet oder der Cellerarin. Das sind die, die sich um die Wirtschaft im Kloster gekümmert haben oder bis heute noch kümmern. Andere Gärten waren dann wieder anderen Berufen im Kloster zugeordnet. Im mittelalterlichen Kloster war es häufig so, dass die Mönche und Nonnen die Arbeit im Garten gar nicht selber gemacht haben. Dafür hatten sie Angestellte. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Katholische Orden in Deutschland

Zur Deutschen Ordensoberkonferenz (DOK) mit Sitz in Bonn gehören heute nach eigenen Angaben rund 400 Obere. Sie vertreten 17.000 Ordensleute. Darunter sind etwa 300 Frauengemeinschaften mit rund 13.500 Mitgliedern, die in 1.144 klösterlichen Niederlassungen leben.

 Ordensfrau im Weinberg
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ordensfrau im Weinberg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 

Quelle:
DR