Sie ist eine der populärsten Heiligen überhaupt. In vielen Kalendern ist der 4. Dezember als Namensfest der heiligen Barbara besonders ausgewiesen. Gärtnereien und Blumengeschäfte profitieren vom Brauchtum des Barbaratags. Allerdings ist die historische Existenz der Heiligen ziemlich unsicher.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist der Tag daher nicht mehr im offiziellen Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt. Was Legende ist und was Realität, lässt sich kaum trennen.
Online-Petition nach Schließung der letzten Zeche
Doch davon lassen sich Lea Romanowski und Mara Gosdzick nicht irritieren. Die beiden jungen Frauen aus Gladbeck haben nach der Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet Ende 2018 eine Online-Petition gestartet und mehr als 12.500 Unterschriften dafür gesammelt, dass der Barbaratag offizieller Gedenktag für die Bergleute wird. Ursprünglich hatten sie sich für einen gesetzlichen Feiertag eingesetzt, dann aber die Formulierung zu "Gedenktag" verändert, weil die Hürden für einen Feiertag zu hoch seien. An diesem Dienstag diskutiert der Petitionsausschuss im NRW-Landtag über die Petition.
Doch was weiß man wirklich über Barbara? Die Tochter des reichen griechischen Kaufmanns Dioskoros lebte der Legende nach in Nikomedia, dem heutigen Izmit in der Türkei. Im Jahr 306 starb sie den Märtyrertod. Viele Erzählungen ranken sich um sie: So soll sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, weil er auf seine bildschöne junge Tochter eifersüchtig war und eine Heirat verhindern wollte. Während der Vater auf Reisen war, ließ Barbara sich heimlich taufen.
Gebet bei Unwetter
Auf der Flucht vor ihm soll sie durch eine Bergspalte entkommen sein und Unterschlupf bei einem Hirten gefunden haben, der sie schließlich verriet. Ihr Vater soll sie dem Gericht überantwortet und dann selbst enthauptet haben, um anschließend von einem Blitzschlag getroffen zu werden. Deshalb wird Barbara mit dem Blitz in Verbindung gebracht, bei Stürmen werden Gebete an sie gerichtet. Aus demselben Grund ist sie die Schutzheilige der Artillerie.
Ihr Bildnis wurde früher häufig auf Waffenlagern und Pulvermagazinen aufgestellt. Dargestellt wird die Heilige außerdem mit dreifenstrigem Turm, Kelch, Hostie, Schwert oder Fackel. Mit letzterer deshalb, weil Barbara vor ihrer Verurteilung mit brennenden Fackeln gefoltert worden sein soll.
Seit dem Mittelalter gehört die Heilige auch zu den 14 Nothelfern und wird besonders zum Schutz vor jähem Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen. Wegen ihrer Flucht durch eine Felsspalte wird sie als Schutzheilige der Bergleute verehrt. Bergleute in Österreich erhielten früher zur Erinnerung am 4. Dezember Barbara-Brot aus Pfefferkuchenteig; in anderen Bergwerken ließ man ihr zu Ehren am Barbaratag das Licht im Stollen brennen, um vor dem Tod unter Tage geschützt zu sein. Dazu gibt es Bauernregeln und Wetterorakel. Ein bekannter Spruch lautet: Gibt Sankt Barbara Regen, bringt der Sommer wenig Segen.
Barbarazweige als Brauch
Schon frühzeitig wurde Barbara Mittelpunkt besonderer Verehrung; der Kult hat seinen Ursprung im östlichen Mittelmeerraum. Das früheste Zeugnis für ihre Verehrung im Abendland bildet ein Pfeilerfresko von 705/706 in der Kirche Santa Maria Antiqua in Rom. Reliquien kamen um 1000 nach Venedig und von dort nach Torcello. Als Grubenname im Bergbau tauchte Barbara in Tirol seit dem frühen 14. Jahrhundert auf.
Der Barbara-Tag ist vor allem seit dem 17. Jahrhundert in Europa mit besonderen Bräuchen verbunden. Aus Westfalen, Schwaben, Bayern und Tirol stammt die Sitte, an dem Tag Weiden-, Kirschbaum- oder Forsythienzweige im Garten zu schneiden, in einem Krug mit Wasser treiben zu lassen, so dass die Blütenknospen zu Weihnachten aufbrechen. Blüten im tiefen Winter symbolisieren das neue Leben und die Übernatürlichkeit der Geburt Christi.
Zu einem Gottesdienst im Essener Dom zum Abschied vom Steinkohlenbergbau im Dezember 2018 hatten Bergleute eine Statue der heiligen Barbara mitgebracht. Die Figur hatte bis dahin in der bundesweit letzten Zeche Prosper Haniel in Bottrop in 1.200 Metern Tiefe gestanden.