Barenboim-Said-Akademie im Zentrum Berlins wird eröffnet

Junge Musiker als Friedensbotschafter für Nahost

Wenn Israelis und Palästinenser aufeinandertreffen, geht es oft wenig harmonisch zu. In Berlins neuer Barenboim-Said-Akademie proben junge Musiker nun den Gleichklang und werben für ein friedliches Miteinander.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Junge Musiker / © Uwe Zucchi (dpa)
Junge Musiker / © Uwe Zucchi ( dpa )

Eine ungewöhnliche Musikhochschule im Zentrum Berlins wird am Donnerstag feierlich eröffnet. Es ist die "Barenboim-Said-Akademie", für die das ehemalige Magazingebäude der Staatsoper Unter den Linden umgebaut wurde. Im Oktober haben dort bereits 37 junge Stipendiaten aus dem Nahen Osten ihre Ausbildung begonnen. In zwei Jahren will die staatlich anerkannte Hochschule mit rund 90 Studierenden voll ausgelastet sein.

Benannt ist die Akademie nach dem Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin, Daniel Barenboim (74), und dem Literaturwissenschaftler Edward W. Said (1935-2003). Sie soll das Engagement des "West-Eastern Divan Orchestra" fortsetzen. Der in Argentinien geborene Israeli Barenboim und der in den USA lehrende Palästinenser Said gründeten das Orchester des West-östlichen Diwans 1999 in Weimar. Seither ist das zu gleichen Teilen aus jungen israelischen und palästinensischen Musikern bestehende Ensemble regelmäßig auf Tournee.

Barenboim pädagogischer und musikalischer Leiter

Beim Richtfest vor eineinhalb Jahren bezeichnete Barenboim die Akademie als Versuch, mit den Mitteln der Musik eine Entwicklung zu fördern, die zu gegenseitigem Verständnis führt. So sieht der vierjährige Ausbildungsgang außer einem auf Aufführungen ausgerichteten Unterricht auch ein Studium Generale in Geschichte, Philosophie und Literatur vor. Die pädagogische und musikalische Leitung der Akademie übernahm der weltbekannte Dirigent und Pianist Barenboim selbst, Gründungsdirektor ist der frühere Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD). 

In dem denkmalgeschützten Bau entstanden 21 Proberäume, ein Auditorium mit 100 Plätzen sowie ein öffentliches Foyer mit Cafe. Zudem erhielt Berlin einen neuen Konzertsaal der Spitzenklasse mit mehr als 620 Plätzen. Benannt ist er nach dem Komponisten Pierre Boulez (1925-2016), der auch mit den Berliner Philharmonikern arbeitete. Der Entwurf für den Konzertsaal stammt vom US-amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry (87).

Wegweisendes kulturelles Versöhnungsprojekt

Bei dem Projekt engagierten sich öffentliche und private Förderer gemeinsam. So stellten das Land Berlin und die Stiftung Oper in Berlin das Gebäude im Rahmen einer 99-jährigen Erbpacht zur Verfügung. Die Baukosten beliefen sich auf 35,1 Millionen Euro. Dazu steuerte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) aus ihrem Etat 21,4 Millionen Euro bei, die verbleibende Summe übernahmen private Spender.

Das Projekt lag - anders als die Sanierung der benachbarten Staatsoper - nach Aussage der Akademie weitgehend im veranschlagten Kosten- und Zeitplan. Nach ihren Angaben werden die Betriebskosten aus dem Etat der Kulturstaatsministerin finanziert, die Stipendien aller Studierenden übernimmt das Auswärtige Amt.

Beim Richtfest bezeichnete Grütters die Akademie als "wegweisendes kulturelles Versöhnungsprojekt". Mit deren Förderung leiste Deutschland einen Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten. Die Stipendiaten sollten zu "Botschaftern einer europäischen Musikkultur werden".


Quelle:
KNA