DOMRADIO.DE: Die Texte in Liedern von Kasalla machen vor dem Tod nicht Halt, sondern gehen sogar darüber hinaus. Wenn Sie über ihre eigene Beerdigung singen, dann setzt das eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Tod voraus.
Bastian Campmann (Sänger der kölschen Band Kasalla: Ja, tatsächlich spielt der Tod in sehr vielen unserer Songs in irgendeiner Art und Weise direkt oder indirekt eine Rolle.
Das ist sicherlich auch dadurch bedingt, dass ich durch den plötzlichen Tod meines Vaters schon früh damit konfrontiert wurde.
Er ist mit 48 Jahren tot im Garten umgefallen. Das führt zu einer sehr intensiven Auseinandersetzung mit dem Tod. Dazu gehört auch, sich Gedanken zu machen, was danach passiert. Sehen wir uns wieder? Wo sehen wir uns wieder? Wie sehen wir uns wieder? Deshalb ist das etwas, was sehr präsent ist bei unserer Songwriting-Arbeit.
DOMRADIO.DE Und sehen wir uns wieder?
Campmann: Das hoffe ich doch. Das hoffe ich sehr. Wie auch immer man sich vorstellt, wo man sich wiedersieht. Da gibt es verschiedene Konzepte. Aber ich hoffe sehr, dass ich mit meinem Alten noch einmal da oben zusammen an der Theke sitze und wir ein gutes Gespräch führen.
DOMRADIO.DE "Alle Jläser huh" - der Song fällt mir sofort ein. Wenn du daran denkst, wo es hingeht, ist Gott dabei?
Campmann: Ich muss dazu sagen, ich wäre gerne gläubiger, als ich es bin. Ich beneide Menschen, die wirklich fest im Glauben sind. Das ist in vielerlei Hinsicht, glaube ich, ein Trost. Es kann eine Leitplanke für ein Leben sein.
Ich persönlich habe eine ambivalente Auseinandersetzung mit mir und Religion. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass es etwas Größeres als uns gibt. Das kann ich auf jeden Fall sagen. Dieses Gefühl habe ich tief in mir, wie sich das auch immer darstellt. Da bin ich mit mir noch im inneren Diskurs.
DOMRADIO.DE: Am 9. November wurde den Opfern der Reichspogromnacht gedacht. Ist das wichtiger denn je?
Campmann: Absolut. Das ist ein unfassbarer Einschnitt gewesen, der gezeigt hat, was in unserem Land passiert und inwiefern das gewalttätige Konsequenzen für viele Menschen hat. Wenn man sich links und rechts umschaut, dann kann einem schon Angst und Bange werden, dass auch hier wieder was ins Kippen und ins Rutschen gerät und dass die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.
Ob ich vor der eigenen Haustür gucke oder die hasserfüllte Rhetorik, mit der Donald wieder die Mehrheit der US-amerikanischen Wählerinnen und Wähler hinter sein Programm geschart hat. Jetzt spricht er schon von Massendeportationen und ähnlichem.
Da muss man dreimal schlucken und versuchen, irgendwie optimistisch in die Zukunft zu schauen. Auf jeden Fall bleibt es wichtig, laut zu sein und für Menschlichkeit auf die Straße zu gehen, für ein Miteinander und für einen guten Weg.
DOMRADIO.DE Das tust du seit vielen Jahren mit Arsch Huh e. V. in Köln.
Campmann: Ja, auch das ist ein wichtiges Projekt. Das erhebt immer wieder die Stimme und spricht Dinge an, die wichtig sind. Das Projekt positioniert sich klar und ruft Dinge immer wieder ins Gedächtnis. Ich glaube, das ist wichtiger denn je.
Das Interview führte Tommy Millhome.