Kölner Stadtdechant betont die Bedeutung des Karnevals

"Zu feiern bedeutet nicht, Krisen zu verdrängen"

Trotz Kriegen, Klimawandel, Ampel-Aus und Trump-Wahl: In Köln laufen die Vorbereitungen für den Start der neuen Karnevalssession. Ein Kirchenvertreter findet das wichtig - gerade jetzt.

Kölner Karneval / © Michael von Aichberger (shutterstock)
Kölner Karneval / © Michael von Aichberger ( shutterstock )

Der katholische Kölner Stadtdechant Robert Kleine findet Feiern und Karneval auch in angespannten Zeiten wichtig. "Karneval zu feiern bedeutet nicht, die Krisen zu verdrängen oder klein zu reden, sondern kann helfen, sie auszuhalten oder zu bewältigen", sagte Kleine der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In Köln und anderen närrischen Städten startet am 11.11. um 11.11 Uhr traditionell die neue Karnevalssession, die mit Aschermittwoch endet.

Robert Kleine sagte, angesichts vieler Krisen könne einem das Lachen schon mal im Hals stecken bleiben. Aber: "Gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, sich Auszeiten zu gönnen, in denen man Gemeinschaft lebt, Stärkung erfährt, miteinander feiert, lacht und sich pointiert lustig macht über die Despoten, Kriegstreiber und Populisten dieser Welt." Dabei sei Humor eine scharfe, aber unblutige Waffe, um ihnen Paroli zu bieten.

Erstmals queeres Kölner Dreigestirn

Die Repräsentanten des Kölner Karnevals, das Dreigestirn, stellt in dieser Session zum ersten Mal der queere Karnevalsverein "StattGarde Colonia Ahoj". Kleine äußerte sich erfreut über die Wahl dieser relativ jungen Gesellschaft. Sie feiere mit Ideenreichtum, Witz und Begeisterung Karneval. "Das diesjährige Dreigestirn steht auch privat für die Diversität in unserer Stadt", so Kleine. "Vor allem aber stehen die Drei mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Vorfreude für das Schönste, was wir in Köln feiern: den Fastelovend!"

Karnevalsforscher: Brauchtumszonen kein Widerspruch zum Narrentum

Karneval in sogenannten Brauchtumszonen zu feiern, stellt dem Karnevalsforscher Wolfgang Oelsner zufolge keinen Widerspruch dar. "Das Narrenspiel setzt zwar anarchische Impulse, ist aber auch vor der Pandemie schon ein Spiel innerhalb bestimmter Grenzen und ein Spiel auf Zeit gewesen", sagte der Psychologe am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um dieses Spiel zu ermöglichen, seien in diesem Jahr nun angepasste Spielregeln gefunden worden. "Nach dieser närrischen Zeit will man ja gesund und munter weiterleben."

Karnevalisten / © KarepaStock (shutterstock)
Quelle:
KNA