Das ist doch nicht die Uniform der Treuen Husaren oder der Karnevalsgesellschaft Jan von Werth. Der gut gelaunte Herr vor dem Dom trägt eine blaue Jacke mit vielen goldenen Knöpfen – oder sind es gelbe Knöpfe? Er komme aus Maastricht, sagt er, und gehöre dort zu den Gelben Husaren. Theo Jürissen heißt er und ist mit seinen Husaren zur Geburtstagsmesse der Karnevalsfreunde nach Köln angereist.
100 Jahre Treue Husaren und 100 Jahre Jan von Werth, das soll mit einem Gottesdienst auf Kölsch im Dom gefeiert werden. Kölsch? Theo Jürissen spricht gebrochen Deutsch, aber Kölsch? Da verstehe er kein Wort. "Macht aber nix", sagt er, "wir von den Gelben Husaren sind auch immer beim Rosenmontagszug in Köln dabei, da klappt das mit der Verständigung auch gut".
Die fünfte Jahreszeit klopft an
"Im Name vum Vatter und vum Son und vum hillije Geist", begrüßt der Feldkaplan der Treuen Husaren, Dominik Meiering, die Besucher der Messe. Aber Theo Jürissen muss sich nicht sorgen, dass er weiterhin nichts versteht. Die Kölschen Anteile im Geburtstagsgottesdienst sind wohltuend dosiert.
So spricht der evangelische Regimentspfarrer der Treuen Husaren, Markus Herzberg, kein Kölsch. Das möchte er allen hier ersparen, sagt er. Die Jubiläumsmesse sei auch eine Art Karnevalsbeginn im grauen November, darauf weist Herzberg hin. "Weil wir in der grauen Jahreszeit etwas brauchen, was Licht in unsere Herzen bringt".
Auch der Feldkaplan vom Reiterkorps Jan von Werth, Pfarrer Tobias Hopmann, predigt auf Hochdeutsch. Das Karnevalsmotto der Session zitiert er allerdings schon wortwörtlich: „FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe“.
"Der Traum von Liebe verbindet alle Menschen weltweit und auch unsere beiden Karnevalsgesellschaften", sagt Hopmann.
Botschaft der Liebe
Und um Liebe gehe es auch in den Gründungslegenden der beiden Traditionskorps. Die Liebe zwischen Jan und Griet und die Liebe des Treuen Husaren, die bekanntlich ein ganzes Jahr und noch viel mehr dauert.
Als Hopmann das Lied: "Es war einmal ein treuer Husar" während der Predigt kurz anstimmt, sind die Gottesdienstbesucher sofort dabei: "Es war einmal ein treuer Husar … die Liebe nahm kein Ende mehr", schallt es spontan und a capella durch den Dom. "Ich träume den Traum der ewigen Liebe", nimmt Hopmann die Textzeilen auf, "weil es einen gibt, der uns bedingungslos liebt und das ist Gott, der uns Zukunft und Perspektive gibt".
Bunte Uniformen und Fahnen, Gesang und stimmungsvolle Musik der beiden Musikkorps, die wunderbar harmonieren, aber es ist nicht nur das, was den Jubiläumsgottesdienst zu etwas Besonderem macht. Heitere, helle Momente wechseln mit Augenblicken der Andacht und Stille ab. So erinnert Pfarrer Hopmann auch daran, dass der heutige Tag, der 9. November, ein wichtiger Gedenktag ist. "Wir denken an die Opfer der Reichspogromnacht", sagt er, "wir denken aber auch an die Maueröffnung vor 35 Jahren."
"Wenn Dräum widder blöhe", das Motto der Kölschen Session versteht auch Theo Jürissen. Und auch als Pfarrer Meiering zum Friedensgruß auf Kölsch aufruft: "Un jetz jevvt üch de Hand un fangt mem Fridde an", versteht Jürissen sofort, was zu tun ist und wendet sich freudig lachend seinen Sitznachbarn zu.