Oft sind es Kardinäle, Bischöfe, die in besonderer Weise gewürdigt werden, wenn sie sich im abgelaufenen Jahr qua Tod aus dem Leben der katholischen Kirche verabschiedet haben. 2021 standen im Fokus eher stille Arbeiter im Weinberg des Herrn, die verstarben.
Der letzte Trappist von Tibhirine
Da war etwa der letzte der Trappisten von Tibhirine in Algerien, Bruder Jean-Pierre Schumacher. Er starb am 22. November mit 97 Jahren in seinem Kloster im marokkanischen Midelt. 2019 hatte ihn Papst Franziskus bei seinem Marokko-Besuch begrüßt und seine Hand geküsst. Noch im Dezember 2020 überstand der Ordensmann eine Corona-Infektion.
Oder der Schöpfer der "Kathedrale aus Müll" in Madrid, "Don Justo" Gallego Martinez. Der frühere Ordensmann, der seit 1961 in Mejorada del Campo bei Madrid in Erfüllung eines Gelübdes zumeist in Alleinarbeit eine riesige Kirche errichtete, starb am 28. November mit 96 Jahren.
Eine Baugenehmigung für die 55 Meter lange, 25 Meter breite und 35 Meter hohe Basilika, die im Volksmund "Justo-Kathedrale" genannt wird, gibt es nicht. Die katholische Hilfsorganisation "Mensajeros de la Paz" will das Werk nun vollenden, ein Architektenbüro die Legalisierung und die Statik besorgen.
Friedensaktivisten und große Theologen
Am 10. Oktober starb mit 91 Jahren die US-Ordensfrau und Friedensaktivistin Megan Gillespie Rice von der Kongregation der Society of the Holy Child Jesus in Rosemont (Pennsylvania). Weil sie 2012 als 82-Jährige mit einer Gruppe von Atomwaffengegnern in den Nationalen Sicherheitskomplex in Oak Ridge/Tennessee eindrang, wurde sie 2014 zu drei Jahren Haft verurteilt; sie hatte ein Uranlager mit Bibelsprüchen und menschlichem Blut besprüht. Mehrmals wurde Rice wegen zivilen Ungehorsams festgenommen und inhaftiert. In Washington demonstrierte sie noch lange allwöchentlich vor dem Weißen Haus.
Der inhaftierte indische Jesuit Stan Swamy starb am 5. Juli mit 84 Jahren in Mumbai (Bombay). Er hatte sich mit dem Coronavirus infiziert und war an Parkinson erkrankt. Vier Jahrzehnte lang setzte er sich für die verfassungsmäßigen Rechte der armen Stammesangehörigen im indischen Bundesstaat Jharkhand ein.
Die Schweiz verlor 2021 zwei große Theologen. Am 6. April starb mit 93 Jahren in Tübingen Hans Küng, der in der Schweiz geborene Konzilstheologe, Kirchenkritiker und Gründer der Stiftung Weltethos. 1979 hatte ihm die Deutsche Bischofskonferenz seine kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. 1980 wurde er ein fakultätsunabhängiger Professor für Ökumenische Theologie und Leiter des Instituts für ökumenische Forschung an der Uni Tübingen.
Der Schweizer Pastoraltheologe Leo Karrer starb am 8. Januar mit 83 Jahren. Als Professor für Pastoraltheologie der Universität Fribourg war er europaweit bekannt als Förderer der Laientheologen. Über Jahrzehnte hinweg betonte er, dass eine Kirche ihre Bestimmung verfehle, wenn sie sich nicht auch als eine Kirche der Laien verstehe.
Ältester Kardinal der Weltkirche
Erich Leitenberger, langjähriger Sprecher der Erzdiözese Wien (1974-2011) und Chefredakteur der österreichischen Presseagentur Kathpress (1981-2009), starb am 18. Januar mit 76 Jahren. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sagte, er verliere einen guten Freund. Leitenberger sei über viele Jahre die "Stimme der katholischen Kirche in Österreich" gewesen.
Der frühere Lütticher Bischof Aloys Jousten starb überraschend am 20. September bei einem Besuch von Freunden in Köln. Kurz zuvor hatte der 83-Jährige noch am Eucharistischen Weltkongress in Budapest teilgenommen. Geboren 1937 als Bauernsohn im ostbelgischen St. Vith, war er von 2001 bis 2013 Bischof in der Wallonie und als volksnah beliebt.
Als ältester Kardinal der Weltkirche starb am 29. Juli der französische Theologe und Jesuit Albert Vanhoye mit 98 Jahren. Seit einem halben Jahrhundert gehörte Vanhoye dem Päpstlichen Bibelinstitut in Rom an. 2006 erhielt der Bibelwissenschaftler von Papst Benedikt XVI. die Kardinalswürde, als einer von wenigen Nichtbischöfen.
Kardinäle und Großmeister
Der ehemalige spanische Kurienkardinal Eduardo Martinez Somalo starb am 10. August mit 94 Jahren im Vatikan. Über Jahrzehnte erfüllte Somalo wichtige Aufgaben im Vatikan, blieb aber meist im Hintergrund. So wirkte er 2005 als Camerlengo (Kardinalkämmerer) - und spielte damit eine bedeutende Rolle bei der Wahl von Papst Benedikt XVI.
Mit 81 Jahren starb am 11. Juli in Versailles Laurent Monsengwo Pasinya, von 2007 bis 2018 Erzbischof von Kinshasa. Er gehörte zu den profiliertesten Kirchenführern Afrikas. Sprachgewandt und theologisch wie politisch bewandert, wurde Monsengwo von Papst Franziskus 2013 als Vertreter Afrikas in den Kardinalsrat für die Kurienreform ("K9-Rat") berufen; bis Ende 2018 gehörte er dem Gremium an.
Der australische Kardinal und langjährige vatikanische "Ökumene-Minister" Edward Idris Cassidy starb am 10. April mit 96 Jahren in Sydney. Drei Jahrzehnte lang war Cassidy der wichtigste Australier im Vatikan, zunächst als Diplomat, dann kurzzeitig als Innenminister und schließlich bis zu seiner Pensionierung 2001 als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates ("Ökumene-Minister").
Fra' Matthew Festing, abgesetzter Großmeister des Malteserordens, starb mit 71 Jahren in Valletta. Festing war 2017 auf Druck von Papst Franziskus zurückgetreten. Vorausgegangen waren schwere interne Turbulenzen an der Spitze des Ordens, die zeitweilig auch den Deutschen Albrecht Freiherr von Boeselager (72) sein Amt als Malteser-Großkanzler kosteten. Dieser wurde aber kurz darauf, nach Festings Amtsverzicht, rehabilitiert.
Am Zweiten Weihnachtstag verstummte eine der wichtigsten Stimmen der anglikanische Weltgemeinschaft. Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger, früherer Erzbischof von Kapstadt und ein großer Kämpfer gegen das Apartheids-Regime in Südafrika, starb im Alter von 90 Jahren. Das Land habe seinen moralischen Leitstern und Kompass verloren, hieß es in ersten Reaktionen.