Zum zweiten Mal haben die bayerischen Bischöfe dem von ihnen seit 1955 unterhaltenen Überdiözesanen Fonds (ÜDF) für Gemeinschaftsaufgaben im Freistaat eine Nullrunde verordnet.
Die für 2024 geplanten Ausgaben wurden beim Stand von 42,5 Millionen Euro eingefroren. Für die mehr als 60 Zuschussempfänger bedeutet dies einige Härten angesichts steigender Lohn- und Lebenshaltungskosten, de facto also Kürzungen.
So manche Landesstelle eines kirchlichen Verbands wird sich fragen, wie sie jetzt noch ihre hauptamtliche Geschäftsführung bezahlen soll.
Spannend bleibt es für die "großen Drei" der Einrichtungen
Von der demonstrativen Wertschätzung für diese Arbeit, wie sie Kardinal Reinhard Marx als Konferenzvorsitzender zum Abschluss des Bischofstreffens in München zum Ausdruck brachte, können sie sich nichts kaufen.
Spannend bleibt es aber auch für die "großen Drei" unter den aus dem ÜDF geförderten kirchlichen Einrichtungen: Das sind die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), an die etwas mehr als die Hälfte aus dem Topf fließt, derzeit 21,6 Millionen Euro.
Mit Abstand folgt die Stiftung Katholische Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern, Hauptempfänger der Subventionen aus der Kirchensteuer ist hier eine Hochschule für Sozial- und Pflegeberufe mit Standorten in München und Benediktbeuern, die 6,1 Millionen Euro erhält. Dazu kommt noch die Katholische Akademie Bayern, die ebenfalls in siebenstelliger Höhe aus dem ÜDF bedient wird.
Vor einem Jahr hatten die Bischöfe drei Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich jeweils über die Zukunftsperspektiven der "großen Drei" Gedanken machen sollten. Bei einer Sonderkonferenz ließen sich die Bischöfe unlängst einen Zwischenbericht geben, doch kaum etwas dazu dringt nach draußen.
Verkleinerung kommt in Betracht wie neue Trägerstruktur
Man sei zuversichtlich, dass alle drei in ihrem Bestand gesichert werden könnten, heißt es nur. Dazu muss man wissen, dass es für die Hochschulen und auch die Akademie eine sogenannte Gewährleistungszusage gibt. Dadurch sind die Bischöfe zu einer bestandssichernden Finanzierung verpflichtet.
Zur Größe der Einrichtungen und zum Umfang ihrer Aufgaben ist damit allerdings nichts gesagt. Das heißt: Eine Verkleinerung kommt ebenso in Betracht wie eine neue Trägerstruktur. Eine Steigerung des Finanzengagements der sieben bayerischen Bistümer ist jedenfalls nicht zu erwarten.
Das hat Marx noch einmal sehr deutlich gemacht, und zugleich andere "Interessenten" an den drei Institutionen aufgefordert, über ihren Beitrag nachzudenken.
Diese Ansage richtet sich vor allem an die Umgebung der Katholischen Universität. Marx sagte, die Kirche habe für die Entwicklung der Region Eichstätt-Ingolstadt in den vergangenen zehn Jahren etwa 200 Millionen Euro aufgebracht. Aus seiner Sicht eine gewaltige Summe für die Entwicklung des Gemeinwesens. Subtext: Jetzt sind mal andere dran.
Klar ist nur eines: Als Hauptpartner der KU hat der Freistaat Bayern allein schon wegen der hoch qualifizierten Lehrerausbildung dort ein vitales Interesse, dass es mit der Uni gut weitergeht. Schließlich stöhnen auch die Schulen über Fachkräftemangel.
Für die anstehenden Gespräche mit der Staatsregierung ist es kein Nachteil, dass der Wissenschaftsminister nach der jüngsten Landtagswahl in Bayern wieder Markus Blume (CSU) heißt. Blume erwies sich schon des Öfteren als ansprechbar für kirchliche Bedürfnisse in seinem Ressortbereich.
Vom Tisch ist für die einzige katholische Uni im deutschen Sprachraum eine kirchliche Lösung auf Bundesebene, wie sie vor Jahren noch verfolgt wurde, etwa indem der damalige Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, in ihrem Stiftungsrat installiert wurde.
Auch einschlägige Appelle des amtierenden Papstes und seiner beiden Vorgänger aus Rom haben nicht bewirkt, dass das Interesse nord- und westdeutscher Bistümer an einer Beteiligung gewachsen ist. "Das müssen wir in Bayern hinbekommen", sagte Marx als Großkanzler der KU vor sechs Wochen in einem Interview mit dem "Eichstätter Kurier".
Blick nach Benediktbeuern
Wie Auffanglösungen für existenzbedrohte kirchliche Bildungseinrichtungen im Freistaat aussehen können, war vor einigen Jahren in Benediktbeuern zu besichtigen. 2013 hatten die Salesianer Don Boscos dort ihre Philosophisch-Theologische Hochschule schließen müssen.
Daraufhin sprangen die beiden Bistümer München und Freising sowie Augsburg ein. Sie sind nicht nur die finanzkräftigsten unter Bayerns Diözesen, am stärksten war auch ihr Eigeninteresse berührt, die Gewinnung von Fachkräften aus der Region vor ihrer Haustür.
Deswegen lassen sie sich seit 2014 in Benediktbeuern den Studiengang "Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit" durchaus etwas kosten.
Eine solche "Südlösung" erscheint auch für die Katholische Akademie Bayern nicht ganz ausgeschlossen. Immer wieder wird von den nordbayerischen Diözesen vorgebracht, man habe zu wenig von der in München ansässigen Einrichtung. Dezentrale Tagungen außerhalb der Isarmetropole reichen offenbar nicht aus, dieses Argument nachhaltig zu entkräften.
Indes hat sich die Akademie durch eigene Anstrengungen zuletzt etwas Luft verschafft, indem sie die Auslastung ihrer Räumlichkeiten durch Vermietung an Dritte und damit ihre Einnahmen erheblich steigern konnte.
Wie immer es auch kommen wird - eine größere Strategie der bayerischen Bistümer, wie künftig ihre Kooperation angesichts zunehmend angespannter Haushalte aussehen soll, ist nicht erkennbar.
Verschärfter Spardruck
Marx sagte bei der Abschlusspressekonferenz, für weitere Sondierungen in diese Richtung wolle man erst einmal den "Aufgabenklärungsprozess" des Verbands der Diözesen Deutschlands abwarten.
Dabei zeigt sich jetzt schon, wie unter dem verschärften Spardruck ganze Sparten kirchlichen Engagements ins Rutschen kommen, auch im vermeintlich noch so katholischen und finanzstarken Bayern. So hatte das Bistum Eichstätt im März bekanntgegeben, es werde sich von seinen fünf allgemeinbildenden Schulen trennen.
Mit dem Schulwerk der Nachbardiözese Augsburg gibt es seither Sondierungsgespräche zur Fortführung. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, werde aber "demnächst erwartet", hieß es in Eichstätt Mitte November gegenüber der KNA.
Bis dahin gilt, gemessen an den Ausgaben, für die Bistümer weiter das handlungsleitende Prinzip: Das Hemd ist näher als der Rock. Von den gut 1,8 Milliarden Euro Kirchensteuereinnahmen fließen in Bayern gerade mal 2,3 Prozent in den ÜDF. Tendenz sinkend.