DOMRADIO.DE: "Generation Jetzt!" heißt die neue bundesweite Aktion für Kinder und Jugendliche des BDKJ. Wen zählen Sie zur "Generation Jetzt!"?
Lena Bloemacher (Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend / BDKJ): Das ist das Schöne im Gegensatz zu anderen ausgerufenen Generationen der letzten Jahre: Zur "Generation Jetzt!" kann jede Person gehören, die Lust hat, sich für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen einzusetzen.
Das sind Kinder und Jugendliche selbst, aber auch die Tante, der Opa, die Mama, und auch Organisationen, die sagen: Wir unterstützen und wir sind Teil der "Generation Jetzt!".
DOMRADIO.DE: Als "Bund der Deutschen Katholischen Jugend" möchten Sie den Anliegen von jungen Menschen im Wahlkampf mehr Sichtbarkeit und Gehör verschaffen. Dabei machen sie selber Wahlkampf, aber für keine bestimmte Partei.
Bloemacher: Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft. Aber sie sind nicht nur unsere Zukunft, sondern auch schon unsere Gegenwart. Alles, was wir jetzt beschließen und entscheiden, betrifft auch Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene jetzt. Und sie haben zu wenig Stimme und zu wenig Sichtbarkeit in den normalen Wahlkämpfen, weil sie eben nicht wählen dürfen.
Wir vertreten 660.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, von denen ein Großteil mit Wahlkampf nicht direkt angesprochen wird. Wir drehen den Spieß einmal um und "bewahlkämpfen" sozusagen diejenigen, die das sonst mit uns machen. Wir zeigen denen, was uns wichtig ist und sicher nicht nur uns, sondern allen Leuten. Deswegen können auch ältere Menschen Teil der "Generation Jetzt!" sein.
DOMRADIO.DE: Wie schaffen Sie diese Sichtbarkeit? Oder anders gefragt: Wie wird die Politik am Ende davon erfahren?
Bloemacher: Wir sind als bundesweit organisierte Verbandsarbeit sowohl auf Ortsebene als auch auf Stadtebene in den Kommunen, also in den Ländern, sowie auch auf Bundesebene aktiv. Jede unserer Ebenen nutzt natürlich Kontakte, die sie in die Politik hat.
Das kann auf Ortsebene zum Beispiel sein, dass man sich in der Gruppenstunde überlegt, zum Kandidierenden für den Bundestag zu gehen, da anzuklopfen und ihm einmal zu erzählen, was den jungen Menschen wichtig ist. Oder man macht einen Stand auf dem Pfarrfest, auf dem Adventsbasar oder beim Neujahrsempfang der Pfarrei, oder was immer es gibt.
Auf den höheren Ebenen treffen wir uns natürlich auch mit den Abgeordneten, mit denen wir sowieso regelmäßig in Kontakt sind und stellen unsere Ideen vor. Die Kampagne besteht zuerst einmal aus "fit werden", also daraus, sich selber in Bezug auf demokratische Prozesse weiterzubilden, aber auch daraus, Gesicht zu zeigen und aktiv zu sein. Das sind die Phasen, in denen wir dann verstärkt auf Menschen in der Politik zugehen und ihnen unsere Anliegen mitgeben.
DOMRADIO.DE: Ganz nah mit dem Ohr an der Jugend ist ja auch die AfD. Die Partei regiert zum Beispiel das TikTok-Terrain, wo die Jugendlichen sehr viel Zeit verbringen. Suchen Sie denn auch mit der AfD das Gespräch?
Bloemacher: Nein, wir haben Beschlüsse, dass wir nicht aktiv auf die AfD zugehen und sie auch nicht zu unseren Formaten einladen. Im Einzelfall würden wir immer entscheiden, ob wir antworten oder nicht, wenn jemand spezifisch mit einem Anliegen auf uns zukommt. Aber von uns aus gibt es keine Einladung. Wir sprechen mit allen Vertretenden, die Lust haben, an unserer Demokratie konstruktiv mitzuarbeiten und nicht versuchen diese zu verhindern.
DOMRADIO.DE: Die voraussichtlichen vorgezogenen Neuwahlen bringen viele Herausforderungen mit sich: die Organisation der Wahl, für die Parteien bedeutet es viel Druck, die Druckereien brauchen genug Papier. Waren Sie auch betroffen?
Bloemacher: Ja, wir sind jetzt sehr froh, dass wir so früh angefangen haben, uns viele Gedanken zu machen. Wir hatten eine tolle Gruppe, die uns aus unserer Struktur bei den Planungen für diese Aktion schon über den Sommer unterstützt hat. Das hat uns in die Situation gebracht, dass wir jetzt schon eine Kampagne herausgeben können. Aber natürlich hatten wir uns viel mehr überlegt, was wir wegen der frühen Neuwahlen nicht umsetzen können werden.
Das ist vielleicht auch ein schönes Angebot für andere Menschen, mitzumachen. Denn es können sich auch ganze Organisationen unserer "Generation Jetzt!" anschließen. Dafür muss man auch nicht katholisch sein, dafür muss man nicht junge Menschen vertreten, sondern auch eine Feuerwehr oder ein Radiosender können sagen, sie werden Teil der "Generation Jetzt!".
Das Interview führte Tobias Fricke.