DOMRADIO.DE: Schauen wir auf das Thema "digitale Lebenswelten". Wie sehen die aus?
Katharina Norpoth (Ehrenamtliche Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend / BDKJ): Zunächst ist einmal festzustellen, dass junge Menschen gar nicht mehr so sehr zwischen analog und digital oder zwischen online und offline trennen, sondern dass dies miteinander verschwimmt. Dementsprechend nimmt es auch in ganz vielen Lebensbereichen Einfluss auf das Leben junger Menschen.
DOMRADIO.DE: Zwei Jahre lang haben Sie sich in einer Arbeitsgemeinschaft mit den digitalen Lebenswelten beschäftigt. Was ist das Ergebnis Ihrer Arbeit?
Norpoth: Wir hatten eine sehr gute Arbeitsgemeinschaft mit sehr vielen Expertinnen und Experten, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Am Ende unserer intensiven Arbeit stehen nun zwei Anträge, die jetzt in der Hauptversammlung diskutiert und dann beschlossen werden sollen.
Einmal wird es ein Haltungspapier mit dem Titel "Teilhabe, Lebenswelt und digitale Mündigkeit" geben, was unsere Grundhaltung im digital-politischen Bereich widerspiegelt. Das drückt in unterschiedlichen Bereichen noch einmal aus, wie wir uns auch zu digitalen Lebenswelten an sich positionieren.
Zum anderen wird es ein Perspektivpapier geben, wo wir uns noch einmal mit unseren eigenen Perspektiven auseinandersetzen. Was muss als nächster Schritt passieren, um das Thema nachhaltig in unseren Strukturen und im BDKJ zu verorten?
DOMRADIO.DE: Also ein Perspektiv- und ein Haltungspapier sind bereits im Vorfeld entstanden. Welche Haltung vertritt der BDKJ denn beim Thema Digitalisierung?
Norpoth: Grundsätzlich sind wir so eingestellt, dass wir Digitalisierung als einen sehr wichtigen Punkt in der Lebenswelt junger Menschen ansehen. Wir schauen, wie wir teilweise auftretenden Herausforderungen begegnen können, aber vor allem die vielen Chancen nutzen können, die uns digitale Medien und die Digitalisierung in ganz unterschiedlichen Bereichen grundsätzlich eröffnet.
Da ist uns besonders wichtig, dass wir den Fokus auf die Teilhabegerechtigkeit legen, also dass allen jungen Menschen gleichermaßen die Teilhabe ermöglicht wird. Da gibt es ja nicht nur die technischen, materiellen Voraussetzungen, sondern auch soziale, rechtliche und politische.
Zum anderen ist uns der Lebensweltbezug sehr wichtig. Dabei liegt uns besonders am Herzen, dass die Rahmenbedingungen sich daran orientieren, dass sie auch praktikabel für junge Menschen sind und diese nicht grundsätzlich in ihrer Haltung oder in ihrer Ausübung von digitalen Praktiken einschränken, sondern eher Freiräume eröffnen und zugleich trotzdem eine Sicherheit bieten.
Deswegen ist uns auch die digitale Mündigkeit sehr wichtig, die sich noch einmal daran orientiert, dass junge Menschen grundsätzlich schon mündige Bürgerinnen und Bürger sind, aber auf der anderen Seite auch noch einmal etwas an die Hand bekommen, dass sie sich reflektiert und sicher im digitalen Raum bewegen können.
DOMRADIO.DE: Bis Sonntag tagen Sie in Altenberg. Auch ein neuer Vorstand wird am Samstag gewählt. Sie haben sich wieder aufstellen lassen. Was macht Ihnen besonders Freude bei der Verbandsarbeit?
Norpoth: Die Vielfältigkeit von Jugendverbänden, von regionalen Unterschieden ist manchmal eine absolute Herausforderung, aber auch eine sehr große Bereicherung. Es macht Freude, sich auch mit Themen zu beschäftigen, die junge Menschen bewegen, wie beispielsweise digitale Lebenswelten oder europäische Jugendpolitik, also auch tagesaktuell das Geschehen mit zu prägen und sich aktiv in Kirche, Gesellschaft und Politik einzubringen.
Das ist eine sehr große Motivation und bereitet sehr viel Freude. Nebenbei lernt man auch noch eine ganze Menge für das Leben. Absolut empfehlenswert.
Das Interview führte Tobias Fricke.