Bedford-Strohm: Religionsunterricht trägt zum Frieden bei

Ein Modell der "öffentlichen Religion"

Religiöse Bildung an Schulen und Universitäten trägt zum gesellschaftlichen Frieden bei. Das schreibt der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit".

EKD-Vorsitzender Bedford-Strohm  / © Norbert Neetz (epd)
EKD-Vorsitzender Bedford-Strohm / © Norbert Neetz ( epd )

Religionsunterricht und Lehrstühle für christliche, jüdische und islamische Theologie seien "Aktivposten für ein friedliches Zusammenleben". In einem Beitrag für "Die Zeit" (Donnerstag) schreibt Bedford-Strohm: "Dass Terroristen sich auf Gott berufen, verstärkt die Skepsis gegenüber der Religion."

Keine Finanzierung von fundamentalistischen Formen

Dabei sei dies ein weiteres Argument, die Religion in die Öffentlichkeit zu holen, so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) weiter. Er fügte hinzu: "Dass fundamentalistische Formen von Tradition keine öffentliche Finanzierung verdienen, versteht sich von selbst."

Bedford-Strohm nannte es "merkwürdig, dass manche öffentliche Finanzierungen als kirchliche Privilegien dargestellt werden - obwohl auch nicht religiöse oder religionskritische Organisationen davon profitieren". In Bayern erhalte die Evangelisch-Lutherische Kirche den gleichen jährlichen Pro-Kopf-Beitrag als "Staatsleistung" wie der Humanistische Verband.

Absurde Verteidigung

Zugleich wandte sich der bayerische Landesbischof gegen eine Berufung auf das "christliche Abendland" ebenso wie auf die "multikulturelle Gesellschaft". Absurd werde die Verteidigung des "christlichen Abendlandes" bei rechtspopulistischen oder rechtsradikalen Gruppen: "Sie sind weit entfernt von christlichen Grundorientierungen wie Nächstenliebe und dem Eintreten für die Schwachen."

Das grundsätzlich respektvolle Konzept einer multikulturellen Gesellschaft laufe Gefahr, Konflikte beim Zusammenleben zu unterschätzen: "Die Familienkonflikte, die junge Muslime bisweilen erfahren, wenn sie mit Deutschen Beziehungen eingehen, sind dafür nur ein Beispiel." Nebeneinander in homogenen Subkulturen zu leben, sei jedenfalls keine Lösung, betonte Bedford-Strohm.

Öffentliche Religionen

Er sprach sich für das Modell der "öffentlichen Religion" aus. Verschiedene religiöse oder philosophische Traditionen träfen sich dabei in gemeinsamen Grundüberzeugungen wie den Menschenrechten. Der EKD-Ratsvorsitzende wandte sich dagegen, dass Religion vom laizistischen Staat ins "stille Kämmerlein" verbannt werde. "Warum sollte er philosophisch begründete Weltanschauungen gegenüber religiösen bevorzugen?", so der Landesbischof.


Quelle:
KNA