Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm übernimmt ein neues Amt: Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) wählte ihn am Donnerstag in Karlsruhe bei seiner konstituierenden Sitzung zu seinem Moderator (Vorsitzenden).
Dass nach der anglikanischen Kenianerin Agnes Abuom, die das Amt seit 2013 mit dem ihr eigenen Charisma ausgefüllt hatte, nun ein "alter weißer Mann", dazu noch ein ordinierter Bischof, zum Zuge kommen würde, war nach den Diskussionen im Weltkirchenrat in der vergangenen Woche durchaus nicht selbstverständlich. Dass er Interesse an dem Amt hatte, war während der Vollversammlung durchaus erkennbar.
Ausgewiesener Ökumeniker
Mit Bedford-Strohm an der Spitze dürfte zumindest in Deutschland die Aufmerksamkeit für den Dachverband, dem 350 Kirchen und kirchliche Gemeinschaften weltweit angehören, wieder größer werden. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist in Medien und Politik gut vernetzt und versteht es, mit seinem Facebook-Auftritt Dinge zu pushen, die ihm wichtig sind. Beim notorisch klammen ÖRK dürfte es auch gern gesehen werden, dass er eine im Weltmaßstab gesehen finanzstarke Kirche vertritt, die es sich bei allen eigenen Sparzwängen nicht leisten kann, die Genfer Zentrale im Stich zu lassen.
Auch inhaltlich passt der 61-Jährige, dessen Amtszeit als Landesbischof in München im nächsten Jahr endet, gut ins Profil. Er ist ein ausgewiesener Ökumeniker, vor allem was die praktische ökumenische Zusammenarbeit betrifft - und nicht durch die Vorlage ausgeklügelter Thesenpapiere. In den vergangenen Jahren hat er sich vor allem für die Rettung in Seenot geratener Flüchtlinge im Mittelmeer eingesetzt, was ihm so manche Anfeindung eintrug.
Der in Memmingen geborene Bedford-Strohm stammt aus einer Theologenfamilie. Sein Vater Albert Strohm war evangelischer Pfarrer, sein Bruder Christoph ist Kirchenhistoriker in Heidelberg. Heinrich studierte nach zwei Semestern Rechtswissenschaften, Geschichte und Politikwissenschaften ebenfalls Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley. Dort lernte er seine Frau, die Psychotherapeutin Deborah Bedford, kennen; sie heirateten 1985 und haben drei erwachsene Söhne.
Mit seinem Heidelberger Doktorvater Wolfgang Huber verbinden ihn nicht nur der theologisch-sozialethische Ansatz und eine persönliche Freundschaft, sondern auch die parteipolitische Präferenz: Beide waren bis zum Beginn ihrer Bischofslaufbahn SPD-Mitglied.
Vor seiner Wahl zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 2011 war Bedford-Strohm seit 2004 Professor für Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen in Bamberg, Gastprofessuren führten ihn nach New York und Stellenbosch in Südafrika - eine "Schnittstelle" mit dem künftigen ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay, einem reformierten Südafrikaner.
Freundschaft mit Kardinal Marx
Als Bedford-Strohm 2013 in den Rat der EKD nachrückte, galt er gleich als dessen künftiger Vorsitzender - und bereits ein Jahr später folgte er dem vorzeitig zurückgetretenen Nikolaus Schneider in das protestantische Spitzenamt und wurde 2015 wiedergewählt. So war er während des Reformationsjubiläums 2016/17 einer der Hauptakteure, der wesentlich dazu beitrug, dass dieses Gedenkjahr auch ökumenisch ein Erfolg wurde. Papst Franziskus würdigte ihn bei einem von mehreren Treffen als "Mann mit Feuer im Herzen".
Mit dem ebenfalls in München ansässigen früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. Während sie beide ihre Spitzenämter innehatten, traten sie häufig im Doppelpack auf, bei politischen Stellungnahmen liegen sie ebenfalls oft auf einer Linie.
Als ÖRK-Moderator will Bedford-Strohm nach eigenen Angaben besonders zwei Ziele verfolgen: erstens junge Menschen beteiligen - und zweitens angesichts "schrecklicher Spaltungen" weltweit "Salz der Erde sein, indem wir es anders machen, andere Wege aus den Verhärtungen finden - nicht auf Basis fauler Kompromisse, sondern auf der Basis unseres Glaubens an Jesus Christus, der eine klare Richtung hat".