Bedford-Strohm: Wort der Kirchen zum Wahlkampf denkbar

"Erinnerung an die Regeln des Anstands"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hält ein gemeinsames Wort der beiden Kirchen zur Bundestagswahl für denkbar. Grundsätzlich könne er sich das vorstellen, sagte Bedford-Strohm im Münchner Presseclub.

Heinrich Bedford-Strohm / © Norbert Neetz (epd)
Heinrich Bedford-Strohm / © Norbert Neetz ( epd )

Zugleich wies er darauf hin, dass sowohl er als auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, schon jetzt viele deutliche Worte sprächen. Marx hatte zuvor die Christen zur Einmischung in den Wahlkampf aufgerufen.

Die Kirchen haben laut Bedford-Strohm die Verpflichtung, an die Regeln des Anstands zu erinnern. Mit Ängsten und Emotionen dürfe nicht gespielt werden, mahnte er. Von Menschen, die ein politisches Amt anstrebten, lasse sich erwarten, dass sie Fakten prüften. Vor allem aber werde von Politikern ein lösungsorientiertes Arbeiten erwartet, wobei sie sich ihrer ethischen Verantwortung erinnern sollten.

Erinnerungkultur als große Stärke

Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft seien unvereinbar mit dem christlichen Glauben, betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Dabei handle es sich auch um eine Haltung, die dem Selbstverständnis dieses Landes und der im Grundgesetz verbrieften Unantastbarkeit der Menschenwürde zuwiderlaufe. Zugleich hob Bedford-Strohm die Erinnerungskultur Deutschlands hervor. Es sei die große Stärke dieses Landes, sich auch die dunklen Seiten seiner Geschichte anzusehen. Er hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleiben werde.

Bedford-Strohm äußerte sich auch konkret zur umstrittenen Rede des AfD-Vorsitzenden Björn Höcke. Höcke hatte auf Einladung der "Jungen Alternative Dresden" am Dienstagabend vor etwa 500 Anhängern gesprochen und dabei über das Berliner Holocaust-Mahnmal gesagt: "Die Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat." Höckes Äußerungen stießen auf Entsetzen vor allem bei Holocaust-Opfern. Bei der Staatsanwaltschaft Dresden wurden Strafanzeigen gegen Höcke gestellt. Auch die Deutsche Bischofskonferenz hatte scharfe Kritik geübt.

Rote Linie bei Hetze

Alle Menschen, die sich der AfD anschließen wollten, müssten sich klarmachen, wer darin eigentlich vertreten sei, sagte Bedford-Strohm. "Da gibt es richtige Nazis in dieser Partei", warnte der evangelische Theologe. Höcke verbreite seine nationalsozialistische Einstellung und lehne die Erinnerungskultur nach der NS-Zeit ab.


Quelle:
epd , KNA