"Wenn wir miteinander reden und streiten, muss immer wieder deutlich werden, dass wir den anderen als Bruder und als Schwester anerkennen", sagte Marx am Mittwochabend in München. Christen aller Konfessionen hätten 2017 die Aufgabe, "das Evangelium in dieser Zeitstunde neu zu sagen", in der "von Radikalen ein neues Gegeneinander der Religionen provoziert wird". Diesen Auftrag gelte es wahrzunehmen, auch wenn die Kirche manchmal selbst ein "ruinöses Erscheinungsbild" abgebe.
Kirche in Vielfalt
Marx äußerte sich zum Auftakt der Gebetswoche für die Einheit der Christen bei einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Kirche Sankt Matthäus in München. Bei ihren ökumenischen Gesprächen sollten die Christen "sich nicht zu früh mit dem begnügen, was schon erreicht ist", mahnte der Erzbischof von München und Freising. Sie müssten am Ziel der vollen, sichtbaren Einheit der Kirche in Vielfalt festhalten. Es sei eine "Entdeckung des Christentums", dass die Kirche kein Gedankengebäude, sondern eine sichtbare Gemeinschaft konkreter Menschen aus allen Völkern und Kulturen sei.
Bedford-Strohm lobt Ökumene
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte, er könne sich das Kirchesein in seiner eigenen Konfession ohne ökumenische Begegnungen gar nicht mehr vorstellen. Was sich in der Geschichte zwischen die Christen gestellt habe, solle sie nicht weiterhin trennen. Heute könnten Protestanten viele "Schätze der Reformation" wie das Studium der Bibel oder den Gottesdienst in der eigenen Sprache mit anderen Kirchen teilen "und wir empfangen heute Schätze von den anderen".
Die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar steht in diesem Jahr im Zeichen des Reformationsgedenkens. In Deutschland wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) organisiert. Das diesjährige Motto lautet "Versöhnung - die Liebe Christi drängt uns".