Am Samstag kommt's drauf an: Dann ist Siebenschläfertag. Und dann könnten die Weichen gestellt werden, ob Deutschland ein weiterer Dürresommer bevorsteht, das Wetter in den kommenden Sommerferien dem Corona-Frust trotzen kann, oder ob bei eingeschränkten Urlaubszielen doch eher Regenschirme und dicke Pullover angebracht sind.
Siebenschläfertag soll Prognose für Wetter geben
Beim Deutschen Wetterdienst wird der Siebenschläfertag als einer der Lostage bezeichnet, die nach dem Volksglauben einen Hinweis für die Wetterentwicklung der nachfolgenden Wochen bieten. So gesehen gehören Eisheilige, Schafskälte, Hundstage, Altweibersommer und das Weihnachtstauwetter eng zusammen.
"Wenn's an Siebenschläfer regnet, sind wir sieben Wochen mit Regen gesegnet", so lautet eine der vielen Bauernweisheiten, die sich um den Siebenschläfertag, den 27. Juni, ranken. Und eine andere Regel besagt: "Ist's an Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass".
Nagetiere sind nicht Namenspate
Für die Bezeichnung des Tages stehen freilich nicht die verschnarchten gleichnamigen Nagetiere Pate, die bis zu sieben Monate Winterschlaf halten. Sondern die im Mittelalter hoch verehrten "sibenslaffer". Die Legende weiß von sieben getauften Brüdern aus Ephesus, die sich zu Zeiten des römischen Kaisers Decius (249 bis 251) vor der Christenverfolgung in Kleinasien in eine Höhle flüchteten. Sie wurden verraten und lebendig eingemauert. Doch statt des sicheren Todes erwartete sie ein langer Schlaf in Dornröschen-Dosis, aus dem sie knapp 200 Jahre später putzmunter wieder aufwachten. Als Zeugen der Auferstehung wurden sie verehrt und gelangten sogar zu interreligiöser Anerkennung. Ihre Geschichte fand auch Eingang in den Koran.
Die legendären Heiligen sind eine echte Rarität - in ganz Westeuropa gibt es nur drei Kirchen, die auf sie geweiht sind, zwei davon in Bayern. Für eine Wallfahrtskirche im niederbayerischen Rotthof bei Passau setzte der Rokokobildhauer Johann Baptist Modler die schlummernden Jünglinge 1758 unübertroffen plastisch ins Bild. In Stegaurach südwestlich von Bamberg steht am Ufer der Aurach eine kleine Siebenschläferkapelle. Abgebildet sind die einst gegen Fieber und Schlaflosigkeit angerufenen Patrone auf einem Relief in der Giebelfassade mit der Jahreszahl 1696.
Muslime und Christen pilgern gemeinsam zu den "Sept Saints"
Heute noch pilgern Muslime und Christen gemeinsam zu den "Sept Saints" nach Vieux Marche in der Bretagne. Der Ort pflegt eine Partnerschaft mit Rotthof, wo es allerdings die einstige Wallfahrt zu den "Heiligen Siebenschläfern" nicht mehr gibt. Denn in Deutschland ist die Verehrung der Jünglinge längst eingeschlafen. Es gibt nicht mal mehr ihren Gedenktag - offiziell. 1969 machte ihm die Kirche in ihrem Heiligenkalender den Garaus.
Auch als Wetterfrösche erweisen sich die Siebenschläfer nur bedingt tauglich: Denn erstens stammt der Lostag noch aus der Zeit vor der Gregorianischen Kalenderreform von 1582, bei der zehn Tage ersatzlos gestrichen wurden. Eigentlich wäre der Siebenschläfertag also erst am 7. Juli. Und zweitens hält man beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach nur wenig von dieser Art Vorhersage: "Ein einziger Tag sagt wenig über das künftige Wetter aus", so die Experten.
Erste Juliwoche gibt nur einen Wettertrend an
Aussagekräftig ist höchstens die Großwetterlage um die erste Juliwoche. Und auch die bringt nur eine Trefferquote von 70 Prozent in Süddeutschland und 60 Prozent in der Mitte. Das sind Quoten, die Experten nicht zufriedenstellen, in manchen Jahren völlig auf den Kopf gestellt werden, aber doch deutlich über die Zufallsmarke hinausgehen. Je weiter man in den Norden kommt, desto instabiler wird das Wetter.
Wissenschaftlich erklären lässt sich das Phänomen mit den Jetstreams. Das sind sehr starke Luftströmungen in Höhe von 7.000 bis 10.000 Metern in der Atmosphäre, die sich wie ein Gürtel um die Nordhalbkugel legen. Es kommt sehr häufig vor, dass sich ihre Lage zwischen Anfang Juli und Ende August wenig ändert. Entsprechend stabil bleiben die Wetterlagen. Stellt sich eine überwiegend westliche Strömung ein, herrscht wechselhaftes Wetter vor, da die atlantischen Tiefdruckgebiete von Island nach Süden vordringen. Im umgekehrten Fall schafft es das Azorenhoch mit seinen Ausläufern, häufiger nach Mitteleuropa vorzudringen.