Der Jesuit und Ordensbruder von Papst Franziskus lebte und arbeitete über viele Jahrzehnte in San Salvador, wo er die Jesuitenuniversität UCA mit begründete.
Im März 2007 beanstandete der Vatikan mehrere Thesen Sobrinos; ein ausdrückliches Lehr- und Veröffentlichungsverbot verfügte die Glaubenskongregation nicht. Die Beanstandung sei keine Verurteilung und bedeute auch nicht eine Zurückweisung der vorrangigen Option für die Armen, die die ganze Kirche teile, hieß es. Das Vorgehen gegen Sobrino war die einzige offizielle Lehrbeanstandung unter Papst Benedikt XVI. (2005-2013). Das Verfahren ging unmittelbar auf Joseph Ratzinger zurück, der die Glaubenskongregation von 1981 bis zu seiner Papstwahl 2005 leitete.
"Theologie der Befreiung"
Am 27. Dezember 1938 im spanischen Bilbao geboren, studierte Sobrino Ingenieurwissenschaften in den USA und Theologie an der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt/Main. Danach half er beim Aufbau der von den Jesuiten geführten zentralamerikanischen Universität Jose Simcon Canas. 1989 entging er wegen einer Auslandsreise einem Mordanschlag der salvadorianischen Armee an der Universität, der sechs Mitbrüder und zwei Hausangestellte zum Opfer fielen.
Die in Lateinamerika verbreitete "Theologie der Befreiung" führte im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zu harten innerkirchlichen Auseinandersetzungen. Die Glaubenskongregation unter Ratzinger bezeichnete die marxistische Ausprägung dieser Denkrichtung als unvereinbar mit der christlichen Lehre und erteilte mehreren Theologen Lehr- und Publikationsverbot. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ernannte zahlreiche Bischöfe, die dieser politisch links gerichteten Theologie fernstanden.