Ein Kulturfestival in dem vom französischen katholischen Hilfswerk Secours Catholique getragenen Gästehaus "Maison d'Abraham" in Ostjerusalem sorgt für Streit zwischen Veranstaltern und israelischen Behörden. Der israelische Minister für öffentliche Sicherheit, Omer Bar-Lev, hat die Durchführung des dreitägigen Festivals untersagt, wie der Leiter des Hauses, Bernard Thibaud, am Mittwoch gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem bestätigte.
Das in Zusammenarbeit mit dem palästinensischen Nationaltheater "El-Hakawati", dem Edward-Said-Nationalkonservatorium für Musik, der Kafila-Wanderbühne sowie dem Sportclub des benachbarten Viertels Silwan organisierte Festival sollte bis Donnerstag auf dem Gelände des Pilgerhauses im Ostjerusalemer Stadtteil Ras al-Amud stattfinden.
Weitere Stationen waren für die Ortsteile Essawija und Beit Hanina geplant.
Osloer Verträge kommen ins Spiel
Die israelische Polizei hatte das Verbot laut Thibaud zunächst am Montagabend mündlich angekündigt. Thibaud informierte nach eigenen Angaben den französischen Generalkonsul in Jerusalem, Rene Troccaz, der am Dienstagmorgen zum Auftakt des Festivals anwesend war. Während einer ersten Aufführung für zwei Schulen aus Ostjerusalem übermittelte die Polizei die schriftliche Anordnung, die Veranstaltung zu beenden. Es stehe zu befürchten, so Thibaud, dass auch die geplanten Veranstaltungen an den beiden anderen Standorten durch Israel verboten werden.
Bar-Lev hatte das Verbot damit begründet, dass die Veranstaltung in direkter Verbindung mit den palästinensischen Behörden stehe und von diesen finanziert werde. Nach den Osloer Verträgen seien aber jedwede Aktivitäten der Palästinensischen Autonomiebehörde in Jerusalem untersagt.
Thibaud wies die Vorwürfe im Gespräch mit der KNA zurück. Das Festival werde vollumfassend über das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen von den Regierungen Österreichs und Finnlands finanziert und habe keine Verbindung zur Palästinensischen Autonomiebehörde. Er habe Generalkonsul Troccaz sowie den Nuntius im Heiligen Land, Erzbischof Adolfo Tito Yllana, über die Ereignisse informiert und hoffe, dass durch diplomatischen Druck die weitere Durchführung des Programms möglich werde. Ferner planen die drei beteiligten palästinensischen Organisationen laut dem Franzosen eine Klage gegen das israelische Vorgehen.
Festival-Verbot kein Einzelfall
Das Verbot des Festivals sei kein Einzelfall. "Israel verbietet zahlreiche kulturelle Veranstaltungen in Ostjerusalem, darunter auch von Frauen organisierte Basare und Fussballturniere", so Thibaud. Auf dem Gelände des Maison d'Abraham kam es laut dem Leiter des Hauses bereits 2009 zu einem ähnlichen Eingreifen israelischer Behörden.
Damals habe die israelische Polizei ein großes Kulturfestival zum Thema Jerusalem als arabische Kulturhauptstadt gestoppt sowie den Leitungsassistenten des Hauses zur Vernehmung einberufen.
Thibaud meint, Israel gefährde seine eigenen Interessen, indem es "Gewalt kreiert". Mit seinem Programm bemühe sich das Haus, "Frieden und friedliche Veranstaltungen in den Bezirk zu bringen", unter anderem durch die Förderung gegenseitiger Beziehungen mit den Nachbarn, aber auch im jüdisch-christlichen Dialog. Ein Angriff auf kulturelle Veranstaltungen sei hingegen ein "klares Zeichen gegen die Zivilgesellschaft".
Infolge des Verbots hat sich das Haus entschieden, ein für das kommende Wochenende geplantes jüdisch-christliches Seminar zum Konzilsdokument "Nostra aetate" abzusagen. Es sei der Nachbarschaft in der gegenwärtigen Situation nicht zu vermitteln, dass palästinensische Kulturveranstaltungen abgesagt, Kooperationen mit jüdischen Israelis jedoch durchgeführt werden, so Thibaud.
Das "Maison d'Abraham" wurde 1964 auf Anregung von Papst Paul VI. in einem alten Benediktinerkloster südöstlich der Jerusalemer Altstadt gegründet, das von den Dominikanerinnen der Nächstenliebe der Darstellung der Jungfrau sowie Freiwilligen betrieben wird. Aufgabe des Hauses ist nach eigenen Angaben, mittellose Pilger aller Religionen aufzunehmen. Als zweiten Schwerpunkt des Hauses bezeichnete Thibaud die Einbeziehung der umliegenden Bevölkerung, etwa durch kulturelle Veranstaltungen.