Beim Papstbesuch steht kirchliche Sozialarbeit im Fokus

Begegnung mit Ukraine-Flüchtlingen geplant

Papst Franziskus ist zu Besuch in Ungarn. In Budapest will er Menschen in Not sowie Mitarbeiter kirchlicher Sozialeinrichtungen wie der Caritas treffen. Eine Begegnung mit Geflüchteten aus der Ukraine ist ebenfalls vorgesehen.

Autor/in:
Andreas Gutenbrunner
Flüchtlinge aus der Ukraine / © Yanosh Nemesh (shutterstock)
Flüchtlinge aus der Ukraine / © Yanosh Nemesh ( shutterstock )

Papst Franziskus wird bei seinem Besuch in Budapest auch mit Hunderten Menschen in sozialen Notlagen, mit Pflegebedürftigen, Behinderten, Geflüchteten sowie Mitarbeitern kirchlicher Sozialeinrichtungen zusammentreffen. Das berichtete der Landesdirektor der ungarischen Caritas, Gabor Ecsy, der Wiener Presseagentur Kathpress.

Elisabethkirche auf dem Rosenplatz

Schauplatz der Begegnung am Samstag (29. April) ist die der Heiligen und "Caritas-Patronin" Elisabeth von Thüringen geweihte Elisabethkirche auf dem Rosenplatz unweit des Bahnhofs Keleti. Neben der ungarischen Caritas werden unter anderem Malteser, Roma-Seelsorge, die Gemeinschaft Sant'Egidio und sozial engagierte Ordensgemeinschaften wie Jesuiten oder Mutter-Teresa-Schwester vertreten sein.

Papst Franziskus (KNA)
Papst Franziskus / ( KNA )

An dem Treffen mit dem Papst nehmen laut dem Caritas-Chef auch Geflüchtete des Krieges im Nachbarland Ukraine teil. Nach Schätzungen haben seit Kriegsbeginn weit mehr als eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer ihr Heimatland zunächst Richtung Ungarn verlassen; einige zehntausend sind nach wie vor dort. Ein großer Teil wolle zwar zurückkehren. "Aber es ist jetzt unmöglich", so Ecsy.

Schwerpunkt in Integrationszentren

Mittlerweile liegt ein Schwerpunkt der Hilfe in sogenannten Integrationszentren. In anderen Bereichen der Caritas-Arbeit geht es etwa um Ältere und Kranke, besonders Suchtkranke, Obdachlose, benachteiligte Minderheiten, Menschen mit Behinderungen. Nach dem Sturz des Kommunismus vor rund 30 Jahren habe die ungarische Caritas quasi aus dem Nichts wieder aufgebaut werden müssen, schildert Direktor Ecsy die damaligen Verhältnisse. Im kommunistischen Ungarn gab es nach staatlicher Lesart keine Menschen in sozialen Nöten.

Heute reicht das Netzwerk über ganz Ungarn. Mehr als 10.000 Ehrenamtliche sind aktiv, bei rund 300 hauptamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Anfangs rein aus Spenden und kirchlichen Mitteln finanziert - viel Unterstützung kam aus Deutschland und Österreich - hat Ungarns Caritas seit mehr als einem Jahrzehnt wieder Kooperationen mit dem Staat. Wesentliche Teile des Budgets kommen mittlerweile aus staatlichen Mitteln.

Begegnung mit Menschen mit Behinderung

Und noch eine weitere Begegnung in Ungarn liegt Franziskus am Herzen: Am 29. April will er im Budapester katholischen Batthyany-Strattmann-Blindeninstitut Kinder und junge Menschen mit Behinderungen treffen. Vor Ort ist die Vorfreude schon spürbar. Man bereite sich vor "wie eine große Familie, die einen lieben und lang erwarteten Gast willkommen heißt", sagen die Verantwortlichen der Sozialeinrichtung. Als Geschenk für den Papst wird ein Schal in argentinischen und vatikanischen Farben vorbereitet. Jeder Bewohner webt ein Stück selbst.

Rollstuhl mit Kreide gemalt (dpa)
Rollstuhl mit Kreide gemalt / ( dpa )

Die Einrichtung ist für Ungarn in ihrer Art und Weise einzigartig. Das etwas abseits vom Stadtzentrum gelegene Areal im Stadtteil Buda umfasst mehrere Gebäude mit Wohn- und Gemeinschaftsräumen, Kindergarten, Schule, Werkstatt- und Therapieräumen sowie eine Kapelle. Rund 70 Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderungen, aber auch intellektuellen Beeinträchtigungen werden dort betreut. "Für sie soll dieses Haus ein echtes Zuhause sein, in dem wir nicht über
Nächstenliebe reden, sondern sie in der täglichen Praxis leben", sagt György Inotay, Direktor der insgesamt mehr als 30 Sozialeinrichtungen umfassenden kirchlichen Organisation Koszisz.

Zentrum benannt nach Laszlo Batthyany-Strattmann

70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für das Wohl der Kinder und Jugendlichen. Benannt ist das Zentrum nach dem seliggesprochenen Laszlo Batthyany-Strattmann (1870-1931), der als "Arzt der Armen" bekannt war. Auch Mutter Teresa (1910-1997) hat die Einrichtung einmal besucht. Gründerin war die Ordensfrau und ausgebildete Sonderpädagogin Anna Feher (1947-2021). Sie engagierte sich ab Ende der 70er Jahre zunächst in der Seelsorge für Sehbehinderte in Budapest.

Schwester Anna sei selbst sehbehindert gewesen und habe genau gewusst, wie schwierig es ist, sich ohne Hilfe in der Welt der Sehenden zurechtzufinden. Für sie sei es eine christliche Pflicht gewesen, Betroffenen zu helfen, sagt Direktor Inotay. "Schwester Anna hieß alle mit wahrer Mutterliebe willkommen. Wir versuchen fortzusetzen, was sie begonnen hat."

Reise von Papst Franziskus nach Ungarn

Freitag, 28. April 2023

10:00 Landung auf dem Internationalen Flughafen Budapest und offizielle Begrüßung

11:00 Willkommenszeremonie auf dem Platz vor dem Palais Sándor

11:30 Höflichkeitsbesuch bei der Staatspräsidentin im Palais Sándor

11:55 Treffen mit dem Premierminister

Kettenbrücke in Budapest / © Apostolis Giontzis (shutterstock)
Kettenbrücke in Budapest / © Apostolis Giontzis ( shutterstock )
Quelle:
KNA