Der Einbruch der gewohnten Betreuungs- und Kommunikationsstrukturen sei für Familien eine schwer zu meisternde Belastungsprobe, heißt es in der Untersuchung, über die die "Süddeutsche Zeitung" (Montag) berichtet. Für die Studie hatte das Institut in den vergangenen Wochen mehr als 8.000 Eltern von Kindern zwischen 3 und 15 Jahren befragt.
Im veränderten Alltag hätten viele Kinder die Herausforderungen scheinbar zwar eher gut oder sehr gut bewältigt, heißt es in der Studie. Doch berichtet ein Drittel der befragten Eltern, dass ihr Kind Schwierigkeiten hat, mit der Situation zurechtzukommen.
Zoff bleibt nicht aus
Auffällig ist, dass Eltern, die sich ohnehin belastet fühlen, die Krise auch eher als Problem für ihre Kinder wahrnehmen. "Familien mit einer angespannten finanziellen Situation schätzen die Belastung ihrer Kinder deutlich höher ein als diejenigen, die ihre finanzielle Lage positiver beurteilen", so das DJI. Gleichzeitig gelinge mehr als drei Viertel der Familien das ständige Zusammensein überwiegend gut.
Studienleiterin Andrea Langmeyer gibt allerdings zu bedenken, dass sich an der Erhebung überdurchschnittlich viele Familien mit formal hohem Bildungsgrad und ohne finanzielle Sorgen beteiligt hätten. "Das lässt vermuten, wie schwierig die Situation für Familien in belasteten Lebenslagen ist."
Krise hinterlässt Spuren bei Kindern
Die vielfältigen Kontaktbeschränkungen haben sich auch bei den Kindern auf die Seele geschlagen. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der befragten Eltern stimmte der Aussage eher oder ganz zu, dass sich ihr Kind zurzeit einsam fühle. Es fehlten die Freunde, der Sport oder das Schulumfeld.
Fachkräfte und Lehrkräfte aus Kitas und Schulen tragen der Befragung zufolge nur wenig zur Linderung dieser Einsamkeit bei. Die Studie ergab, dass der Kontakt zu den Kindern mit den Kita- und Schulschließungen in vielen Fällen komplett abbrach. Dies betreffe vor allem Kindergarten- und Grundschulkinder. Mit zunehmendem Alter werde der Kontakt zu den Lehrkräften offenbar stärker über E-Mails, Video-Chats und Textnachrichten aufrechterhalten. Doch auch dieser Austausch bleibe in den meisten Fällen nur sporadisch.
Entgegen der Empfehlung von Virologen bezogen viele Familien die Großeltern weiter in die Betreuung der Kinder ein. So seien etwa 18 Prozent der Kita-Kinder, 13 Prozent der Grundschulkinder und sieben Prozent der Kinder der Sekundarstufe I von ihren Großeltern betreut worden.