In einem Brief an die Gremien des Erzbistums kündigt Thim an, er werde sie künftig nicht mehr zu den Konferenzen einladen, die sonst der Erzbischof einberuft. Seit fünf Monaten habe es keine Reaktion aus dem Vatikan gegeben, wie es weitergehen solle, schreibt Thim laut einer Mitteilung des Erzbistums Hamburg von Freitag. "Ich scheue mich nicht vor Verantwortung, aber ich möchte ein Signal nach innen und nach außen senden, dass es so nicht weitergehen kann."
"Belastenden Geduldsprobe"
Es sei über eine so lange Zeit unmöglich, ein Bistum entsprechend zu führen und gerade in diesen herausfordernden Zeiten weiterzuentwickeln, so Thim weiter. Die jetzige Situation sei zu einer "andauernden belastenden Geduldsprobe" geworden.
Heße hatte dem Papst am 18. März seinen Rücktritt angeboten und um die sofortige Entbindung von seinen Aufgaben gebeten. An diesem Tag war ein Gutachten zum Umgang von Verantwortlichen im Erzbistum Köln mit Missbrauchsfällen vorgestellt worden, das Heße elf Pflichtverletzungen vorwirft. Sie fallen in seine Amtszeiten als Personalchef und Generalvikar in Köln, wo er vor seinem Wechsel nach Hamburg tätig war.
Papst hatte Heße Auszeit gewährt
In einer ersten Reaktion auf sein Rücktrittsgesuch hatte Papst Franziskus dem Erzbischof Ende März zunächst die von ihm erbetene Auszeit gewährt. Der Generalvikar führt seit dem 19. März die Amtsgeschäfte, Heße ist seither nicht mehr öffentlich aufgetreten.
Derzeit hat das Erzbistum eigenen Angaben zufolge keinerlei Informationen, wann mit einer Entscheidung aus Rom über das Rücktrittsgesuch Heßes zu rechnen ist. Zu den nun von Thim faktisch ausgesetzten Gremien zählen der Diözesanpastoralrat, der Priesterrat, die Dienstkonferenz der Pfarrer und der Erzbischöfliche Rat. Bei einer Annahme des Amtsverzichts des Erzbischofs würden sie automatisch aufgelöst.
Thim drückt in dem Brief laut Erzbistum seine Wertschätzung für die Arbeit der Mitglieder aus und bittet sie darum, weiterhin zur Verfügung zu stehen. Über seine Entscheidung habe er auch den Botschafter des Papstes in Berlin, Erzbischof Nikola Eterovic, informiert.