Das katholische Hilfswerk Misereor nimmt vor der Weltklimakonferenz in Glasgow die Industrienationen in die Pflicht. "Wir erwarten, dass sich die beteiligten Regierungsverantwortlichen, insbesondere die deutsche Bundesregierung, während des Gipfels solidarisch an die Seite der besonders benachteiligten Staaten mit hoher Armutsquote stellen und sich für ambitionierten Klimaschutz und mehr Finanzierung zur Anpassung einsetzen, ebenso für den Ausgleich von Schäden und Verlusten durch die Klimakrise", sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Freitag in Aachen.
Mehr als 20.000 Teilnehmer bei Weltklimakonferenz
Die Weltklimakonferenz beginnt am Sonntag. Mehr als 20.000 Teilnehmer wollen teils vor Ort, teils virtuell zugeschaltet, bis 12. November über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 beraten. Es sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf unter 2 Grad, nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad, zu begrenzen. Dies soll durch Verminderungen beim Ausstoß von Kohlendioxid und anderen klimaschädlichen Gasen wie Methan oder Lachgas geschehen.
Weiterhin eine bedrohliche Situation
Die Situation bleibe bedrohlich, warnte Spiegel. "Bis 2030 müssen die globalen CO2-Emissionen halbiert werden, wenn wir eine Chance behalten wollen, die Erderhitzung bei 1,5 Grad Celsius zu belassen. Glasgow muss dem Klimaschutz einen starken Schub geben, denn die bisher angekündigten Ziele und Maßnahmen reichen dafür bei weitem nicht aus, geschweige denn das aktuelle Handeln der Staaten dieser Welt."
Nicht alle Vertreter können anreisen
Wegen der Corona-Pandemie hätten viele Vertreter aus den Ländern des Südens Schwierigkeiten, nach Glasgow zu reisen, ergänzte die Klima-Expertin von Misereor, Anika Schroeder, gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das erhöhe die Verantwortung für die wohlhabenden Staaten des Westens. "Sie müssen sich dafür einsetzen, dass die Stimmen aus Afrika, Asien und Lateinamerika Gehör finden", so Schroeder. Deutschland und die EU sollten unter anderem den Umgang mit den durch den Klimawandel bedingten Schäden und Verlusten auf die Tagesordnung des zweiwöchigen Treffens bringen, forderte die Misereor-Expertin.