Benedikt XVI. sucht in Afrika Rückhalt in schwerer Zeit

Der Papst der Hoffnung

Seine Reise nach Afrika führt Papst Benedikt XVI. unter 160 Millionen Freunde, in eine Kirche, die stetig wächst und Zukunft verheißt. Afrika hat viele Probleme, aber für Benedikt XVI. ist Afrika auch die Lösung. "Ich bin sicher, dass ich gestärkt zurückkehre", sagte er im Vorfeld. "The Pope of Hope", "Der Papst der Hoffnung". Mit diesem Transparent begrüßten sie Benedikt XVI. bei seiner Ankunft in Yaounde.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Kamerun: Papst Benedikt XVI. besucht erstmalig Afrika (KNA)
Kamerun: Papst Benedikt XVI. besucht erstmalig Afrika / ( KNA )

Eine Stunde dauert die Fahrt vom Flughafen Nsimalen in die Millionen-Metropole, eine Fahrt durch Felder aus rotem Staub und üppigen Bananenstauden. Und zu Zehntausenden heißen die Gläubigen ihren Papst willkommen, säumen den langen Weg im Papamobil mit Jubel und Tanz, Xylophonen und Trommeln.

Viele tragen in Händen, was den Segen des Mannes aus Rom erhalten soll: Kleinkinder, Rosenkränze, Bilder von Jesus, Benedikt XVI., auch Präsident Paul Biya. Er muss den Frauen der Hauptstadt ganze Fabrikladungen von Kleidern gestiftet haben, lange Gewänder mit Porträts von Biya und Benedikt. Dass der Papst Kamerun besucht und als «ein Zeichen der Vorsehung» - wie der Präsident sagt - dort symbolisch die Afrika-Synode der katholischen Bischöfe eröffnet, das ist auch ein Festtag für das ganze Land.

Die Menschen auf den Straßen wissen noch nichts von den Themen des Papstes bei seiner fliegenden Pressekonferenz. Einige altgediente Vatikan-Experten raunen auf der Fahrt in die Stadt von einem sehr problematischen Auftakt. Benedikt XVI. sprach über Aids. Recht mutig beschrieb der Papst die katholische Kirche als Sturmspitze im Kampf gegen die Geißel des Kontinents. Die Krankheit lasse sich «nicht mit der Verteilung von Präservativen besiegen», sagt er. «Im Gegenteil, sie vergrößern das Problem.»

In seinen Augen ist die Kirche mit ihren Sozialstationen und Aufklärungsprogrammen keineswegs der Bremsklotz der Aids-Prävention, als den sie nicht zuletzt Experten der Weltgesundheitsorganisation sehen. In Wirklichkeit sei «gerade die katholische Kirche im Kampf gegen Aids effektiver, präsenter und stärker», so Benedikt XVI. Effizienz heißt für den Papst: Hinarbeiten auf eine «Humanisierung der Sexualität», eine verantwortungsvoll gelebte Partnerschaft, die den anderen schützt - und notfalls auf Sex verzichtet.

Benedikt XVI. kommt als Missionar. In den nächsten Tagen in Yaounde und von Freitag an in Angolas Hauptstadt Luanda will er sich den harten Realitäten stellen, an denen das Land und der Kontinent leiden: Armut, Kriege, Korruption. Doch anbieten will er den Menschen nichts als die Botschaft des Evangeliums. Politische und wirtschaftliche Programme sind für ihn nicht Sache der Kirche. Politik und Gesellschaft, so glaubt er, werden sich dann verändern, wenn die Menschen ihr Leben an Christus ausrichten. Mehr als eine Veränderung der Strukturen, so Benedikt XVI., wäre eine «Reinigung der Herzen» nötig. Und was Strukturen betrifft, schiebt der Papst als kleinen Seitenhieb hinterher, funktionieren diejenigen der katholischen Kirche oft noch dort, wo sonst nichts anderes mehr geht.

Benedikt XVI. weiß um die tiefe Religiosität, auf die er in Kamerun und Angola bauen kann. Anders als im zusehends gottesfernen Westen stelle sich in Afrika das Problem des Atheismus nicht, sagt der Papst unter Verweis darauf, dass hier jeder an irgendetwas glaubt - und seien es Ahnengeister. Ein ungewöhnlicher Schulterschluss für den einstigen Glaubenshüter der katholischen Kirche. Wohl gebe es eine gewisse Konkurrenz der Sekten; aber vor allem sieht der Papst eine Öffnung der traditionellen Religionen für das Christentum: Sie kennen einen Gott, wenngleich oft fern und dunkel, und «warten, dass er näherkommt». Benedikt XVI. will ihnen sein Antlitz zeigen, das Gesicht des menschgewordenen Gottes in Christus.

Die Hoffnungen des Papstes ruhen auf Afrika. Seine Worte kommen aus dem Herzen, als er nach seiner Ankunft in Yaounde das biblische Motto der Reise zitiert, das zugleich das Motto der im Herbst stattfindenden Kontinental-Synode der afrikanischen Bischöfe ist: «Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.» Das Jahrtausend ist noch jung, dieser Kontinent ist es auch. Benedikt XVI. hofft auf neuen Schwung unter den Gläubigen, um diese Botschaft «zu den Herzen der Völker Afrikas und zu den Völkern in aller Welt» zu bringen.

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