Es war nur eine Begegnung von 20 Minuten in der Kapelle der Nuntiatur, gerahmt von Momenten des Gebetes. Aber insbesondere für manche ausländische Beobachter war es die eigentliche Nachricht der 14. Auslandsreise des Papstes.
Noch wenige Stunden vorher, am späten Samstagabend, hatte Vatikansprecher Federico Lombardi keine Bestätigung für das Gespräch geben wollen - oder können. "Solche Treffen finden statt, wenn sie stattfinden", sagte der Jesuit. Er verwies nur auf ähnliche Begebenheiten in den USA und beim Weltjugendtag in Sydney 2008. Im Abstand weniger Wochen hatte der Papst damals ein Zeichen setzen wollen, dass ihm das Schicksal der Missbrauchten nicht gleichgültig ist.
Letztlich Überraschungscoup
Auch dort vollzogen sich die Treffen zwar in einer Atmosphäre angespannter Erwartung, aber letztlich als Überraschungscoup. Dem Papst, so erklärt der Vatikan, ist diese Diskretion wichtig, um keinen medialen Druck entstehen zu lassen - auch im Blick auf die Opfer. Benedikt XVI. lege außerdem Wert darauf, dass sich die Gespräche in einem geistlichen Rahmen vollziehen. Es soll deutlich werden, dass es um ein Versagen geht, das auch in den Kategorien von religiöser Schuld und Vergebung abgearbeitet werden muss.
Zudem - und das betonte Lombardi am Sonntag noch einmal vor Journalisten - verbindet die Kirchenleitung mit den Treffen keinerlei juristische Konsequenzen. Kein Schuldeingeständnis, kein Vorgriff auf staatliche und kirchenrechtliche Urteilsfindungen. Die Untersuchungen in den betreffenden Diözesen müssten ihren eigenen Gang gehen. Dabei setzt der Vatikan weiterhin ausdrücklich auf die Kompetenz der Ortskirchenleitungen - auch wenn Benedikt XVI. sie im Fall der irischen Kirche unlängst kräftig angezweifelt hatte.
In Malta liegen die Dinge anders. Ein Indikator dafür ist, dass Erzbischof Paul Cremona von Malta sogar das Vertrauen des maltesischen Homosexuellen-Aktivisten Patrick Attard besitzt. Dieser hatte immerhin eine Facebook-Gruppe "Nein zu Papst Benedikt in Malta" ins Leben gerufen. "Ich wünschte, wir hätten einen Papst wie unseren Erzbischof", erklärte Attard in der lokalen Presse - polemisch, aber mit einem großen Lob für Cremona, den er als demütig, mitfühlend und weise beschreibt.
Bewahrung des Glaubens und der moralischen Werte
Als Gastgeber legte Cremona seinem Oberhaupt konfliktfrei und loyal die Themen vor, die die eigentliche Botschaft der Reise des Papstes nach Malta bildeten: Bewahrung des Glaubens und der moralischen Werte, vor allem, wenn es um den Schutz des Lebens und der Ehe geht. Und schließlich auch die Erinnerung an die große Tradition der Gastfreundschaft, die mit Blick auf die Landung des Apostels Paulus vor 1.950 ein Leitmotiv der Wochenendvisite aus Rom war.
Benedikt XVI. bewegte sich durchweg in diesem Themenkanon, bei seinen Ansprachen vor Staatspräsident George Abela, vor Missionaren am Paulus-Ort Rabat, in der Messe auf dem großen Repräsentationsplatz vor den Toren der Hauptstadt Valletta. Akzentuiert sprach er davon auch noch einmal bei einem Treffen mit gut 12.000 Jugendlichen im Hafen von Valletta am späten Sonntagnachmittag.
Appell an junge Christen
"Ihr solltet stolz darauf sein, dass euer Land sowohl die Ungeboren schützt wie auch ein stabiles Familienleben fördert, indem es die Abtreibung und die Ehescheidung ablehnt", rief Benedikt XVI. den jungen Gläubigen zu. In Europa, warnte er, stünden die Werte des Evangeliums "wieder im Gegensatz zur vorherrschenden Kultur, so wie es zur Zeit des heiligen Paulus der Fall war."
Der Papst weiß, dass das katholische Malta gerade in der EU ein starker Partner für den Vatikan ist. Entsprechend energisch war sein Zuruf an die jungen Christen: "Fürchtet euch nicht!" - der Zuruf des Paulus an seine Mitreisenden, als sie vor Malta Schiffbruch erlitten. Diese Furchtlosigkeit werden die Gläubigen brauchen, in den Stürmen außerhalb und innerhalb der Kirche.
Benedikt XVI. sucht persönliches Gespräch mit Missbrauchsopfern
Furchtlos in Malta
Das kleine Malta hat der Papst gewählt, um ein deutliches Zeichen in der Missbrauchsthematik zu setzen. Überraschend und unter strenger Geheimhaltung traf Benedikt XVI. am Sonntag in Rabat mit acht Männern zusammen, die als Minderjährige sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche erlitten hatten.
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