Vom 28. Januar bis 6. Februar ist für die Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg und das dazugehörigen Priorat Tabgha am See Genezareth eine Visitation durch den zuständigen Abtpräses Maksymilian Nawara geplant. Anschließend steht die Wahl des neuen Oberen an.
Der bisherige Klostervorsteher Bernhard Maria Alter (76) hat seinen Rücktritt eingereicht, nachdem ein ordensinterner Zusammenschluss - die sogenannte Verkündigungs-Kongregation, zu der auch die Benediktiner im Heiligen Land gehören - für Ordensobere eine Altersgrenze von 75 Jahren eingeführt hatte.
Auch Laienbrüder können Amt des Oberen ausführen
Der neue Abt dürfte aus der Kommunität des Heiligen Landes gewählt werden, heißt es in Jerusalem. Alle Mönche haben beim Kapitel, also der Ordensversammlung, das aktive Wahlrecht. Gewählt werden kann jedoch nur ein Ordensmann, der jünger als 75 ist und dessen endgültiges Gelübde, die "ewige Profess", bereits mindestes sechs Jahre zurückliegt. Das treffe derzeit für sieben der zwölf Heilig-Land-Benediktiner zu, heißt es aus der Dormitio.
Eine früher geltende Einschränkung auf Priester hatte Papst Franziskus im Mai 2022 aufgehoben. Damit können auch Laienbrüder die Funktion eines Oberen bekleiden.
Bernhard Maria Alter wurde 1946 in Polen geboren, studierte Theologie in Krakau sowie Kunst in Russland. 1970 legte er in Jerusalem seine Profess ab und wurde 1973 zum Priester geweiht. Vor seinem Eintritt in die Dormitio war er mehr als 20 Jahre lang Pfarrer in Bayern. Vor seiner Abtwahl lebte der Ikonenmaler als Eremit in der judäischen Wüste und war ab 2016 Novizenmeister.
Seesorgliche Anlaufstelle
Die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Dormitio gehört dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande und wurde bei ihrer Weihe 1906 dem Benediktinerorden anvertraut. Die Kirche, in deren Krypta die Tradition an die Entschlafung Mariens erinnert, und der daran anschließende Abendmahlssaal zählen zu den meistbesuchten christlichen Stätten im Heiligen Land.
Zudem ist die Dormitio eine seelsorgliche Anlaufstelle; sie bietet Messfeiern und Gebetstreffen insbesondere für deutschsprachige Heilig-Land-Besucher an. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz nimmt sie die Auslandsseelsorge für im Land lebende Deutsche wahr.
Seit 1973 bietet sie das "Theologische Studienjahr Jerusalem" an, in dem jeweils zwischen 20 und 25 deutschsprachige Theologiestudierende ein knapp einjähriges biblisches Zusatzstudium absolvieren. Derzeit werden das Kloster und die Kirche, die mit ihrem markanten Turm die Silhouette Jerusalems mitprägt, einer gründlichen Restaurierung unterzogen.