Bei der katholischen Militärseelsorge häufen sich nach eigenen Angaben Beratungsanfragen von Soldaten rund um mögliche Kriege und Auslandseinsätze. Ein Grund sei seit 2022 der Krieg in der Ukraine, sagte der Sprecher der Militärseelsorge, Norbert Stäblein, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Konkret gehe es dabei etwa um den Aufbau der Panzerbrigade 45 in Litauen - dem ersten Großverband der Bundeswehr, der als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg dauerhaft im Ausland stationiert sein wird. Der Verband wurde am 1. April in Dienst gestellt und soll künftig knapp 5.000 Soldaten umfassen.
Neben Sorgen der Soldaten um einen scharfen Einsatz an der Nato-Ostflanke bringe das Vorhaben auch alltägliche Probleme mit sich, so der Sprecher. "Es geht nicht nur um Ängste und Schuldfragen im Kriegsfall. Es geht auch um Fragen zu einer Beziehung auf Distanz - mit einem Partner in Litauen und einem in Deutschland."
Kinder und der Krieg
Weitere Anfragen drehten sich um die Kommunikation in der Familie, führte Stäblein aus. "Viele Soldaten sind etwa sprachlos, wenn ihre Kinder fragen, was passiert, wenn ihre Eltern in den Krieg müssen." Um zu solchen Themen aufzuklären, böten die katholische, evangelische und jüdische Militärseelsorge neben Beratungen auch die Broschüre "Mit Kindern über den Krieg reden"an. Außerdem gebe es extra Kinderbücher, die mit Titeln wie "Lena und Papas Auslandseinsatz" oder "Wie ist es, wenn es Krieg gibt"schwierige Fragen für Kinder verständlich darstellten.
Vor dem Hintergrund eines möglichen internationalen Konflikts mit deutscher Beteiligung äußerte sich Stäblein auch zur Wiedereinführung der Wehrpflicht. "Der Militärbischof hat bereits gesagt, wir verschließen uns einem Dienst nicht." Wichtig sei für das katholische Militärbischofsamt unter dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, dass die Dienstleistenden sinnvoll eingesetzt werden.
"Gewalt von einem Schwächeren abwenden"
Grundsätzlich besteht aus katholischer Perspektive kein Widerspruch zwischen christlichen Werten und einem Dienst an der Waffe, sagte der Sprecher. "Wenn der Dienst an der Waffe dazu führt, dass Gewalt von einem Schwächeren abgewendet wird, hat in unseren Augen jeder Mensch, jeder Staat das Recht, solche Selbstverteidigung auszuüben." Gewaltanwendung zum Abwenden von Schaden, unter Beachtung von Geboten und Werten, sei in letzter Konsequenz vertretbar.