DOMRADIO.DE: Was sind das für Leute, die mit Ihnen dieses Jahr Weihnachten in Ihrem Kloster feiern?
Schwester Maria Ignatia Langela (Bergkloster Bestwig im Sauerland): Ganz unterschiedliche Leute. Junge und Alte, Frauen, Männer, Alleinstehende. Man darf nicht unterschätzen, das Weihnachtsfest ist ja sehr emotional. Und da kommen eben auch Menschen, die im vergangenen Jahr Verlusterfahrungen gemacht haben, einen lieben Menschen verloren haben, durch den Tod oder durch Trennung, oder verlassen worden sind. Also auch mit schmerzlichen Erfahrungen.
Die möchten dann nicht allein zu Hause sein und suchen Gemeinschaft, aber auch Jüngere, die sonst allein leben, in der Regel, aber Lust haben, Weihnachten in Gemeinschaft zu feiern. Man kann ja gut allein leben, aber feiern kann man nicht so gut allein.
DOMRADIO.DE: Sie haben ein Programm für diese Tage rund um Weihnachten ausgearbeitet. Spaziergänge sind dabei, kreative Angebote und auch Spirituelles. Welche Rolle spielt jetzt die Spiritualität bei Ihnen in den laufenden Tagen, die Sie dort verbringen?
Schwester Ignatia: Ich würde den Begriff Spiritualität nicht so eng sehen. Alles, was wir tun, hat mit unserem Geist, mit dem, was wir ausstrahlen, auch irgendwie zu tun.
Ich mache das jetzt seit zwölf Jahren. Ich lade immer die Menschen ein, selbst dazu beizutragen, dass Gemeinschaft entsteht. Wir hören Geschichten, lesen Geschichten, Gedichte und so weiter. Und jeder ist eingeladen. Das ist ausdrücklich erwünscht.
So sind auch bei diesem Mal ganz unterschiedliche Gäste dabei, eine Saxophonisten, eine Sängerin. Das alles macht den Geist von Weihnachten aus. Friede, Freude und Liebe kann man natürlich in Worten verkünden, aber das Eigentliche ist doch, dass man sie miteinander erfährt. Und das ist das Ziel dieses Angebotes.
DOMRADIO.DE: Wie versuchen Sie denn in diesen Tagen die frohe Botschaft an die Frau und den Mann zu bringen?
Schwester Ignatia: Das ist eine seltsame Frage. Ich versuche das gar nicht. Ich versuche mich innerlich vorzubereiten und stelle auch selbst vieles einfach zur Verfügung. Am Ende von den zwölf Tagen packe ich auch vieles wieder ein, was ich gar nicht zur Verfügung gestellt habe.
Das, was in der Situation entsteht, das ist das, was tröstet. Die Weihnachtsbotschaft ist ja eine Trostbotschaft. Die will erlebt werden, die will natürlich auch im Verstand begriffen werden. Aber das Geheimnis ist, dass man sie spürt, dass man sie fassbar, erlebbar macht. Und das geschieht in der Gemeinschaft mit allen zusammen.
Ich habe eine wunderbare Mitarbeiterin, die dazu beiträgt. Da, wo sie ist, entsteht auch Gemeinschaft. Das ist herrlich, das so zu erleben.
Sie ist Erlebnispädagogin und zuständig für die Bewegung. Jeden Morgen, bietet sie eine Einheit an. "Bewegt in den Tag". Da wird getanzt, sich bewegt und dann kommen alle, auch diejenigen, die sich kaum noch bewegen können. Wir haben einen 92-Jährigen dabei. Der freut sich des Lebens.
DOMRADIO.DE: Wie verbringen Sie und die Gäste die weiteren Tage?
Schwester Ignatia: Abends werden wir in gemütlicher Runde zusammen sein. Wir haben gemeinsam mit einigen Frauen, die schon früher da waren, den sogenannten "Kleinen Saal" festlich geschmückt. Jeder trinkt dann, wenn er möchte, einen Wein, es gibt ein paar Plätzchen und wir singen.
Wir pflegen auch das gemeinsame Gebet in der Gruppe. Die Gäste sind eingeladen, mit der Schwesterngemeinschaft an den Gebetszeiten teilzunehmen. Das ist aber auch nicht jedermanns Sache.
Von vornherein war mir das klar, dass jeder kommen kann, wann er will und auch gehen kann, wann er will. Es gehen zum Beispiel viele Gäste nach Weihnachten am 27. Dezember, weil sie dann zu ihren Kindern fahren oder Freunde besuchen oder Kinder empfangen. Dann kommen aber schon wieder neue Gäste, die dann über Silvester gern den Jahresübergang feiern möchten.
Das Interview führte Oliver Kelch.