Vollends unerträglich werde populistisches Verhalten, das aggressiv gegen Andersdenkende vorgehe und Probleme auf Sündenböcke abschiebe, sagte Koch am Samstag im RBB-Hörfunk. "Das ist für mich das Schlimmste an allen populistischen Bewegungen: sie sprechen über Andersdenkende nicht mit Hochachtung", sagte der Berliner Erzbischof.
Differenzierung? Fehlanzeige!
Als Bischof in Dresden habe er die Anfänge der "Pegida"-Bewegung miterlebt. Mit Erschrecken habe er damals wahrgenommen, dass sich an die Spitze der Bewegung redegewandte Leute setzten, die die Massen angezogen und hinter sich gebracht hätten. Argumente, Differenzierung seien überhaupt nicht mehr gefragt gewesen. So warnt der Berliner Erzbischof vor der Bundestagswahl vor vermeintlich einfachen Lösungen in der Politik.
Populismus entstehe aus Verunsicherung, so mancher fühle sich heimatlos in der globalen Welt. Das sei eine Herausforderung für alle Parteien aber auch für die Kirchen. "Wir sollten versuchen, Heimat zu bieten. Wir sollten die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten zur Geltung kommen lassen und sie nicht gleich in Schubladen stecken", sagte Koch.
Gesellschaft lebt von Pluralität
Das Christentum sei eine wesentlich weltorientierte Religion, die diese Gesellschaft mitprägen will, im Wissen darum, dass auch im christlichen Glauben Menschen unterschiedliche politische Überzeugungen haben können. Diese Pluralität sei ein Reichtum. "Deswegen werden wir auch alles dafür tun, dass wir mit Frauen und Männern der unterschiedlichsten politischen Richtungen in ein gutes Gespräch eintreten. Wenn es aber gegen die Würde der Anderen geht oder das Ansehen von Minderheiten bedroht wird, ist eine Grenze erreicht, an der wir sagen müssen: bis hierher - und nicht weiter", betonte der Erzbischof.