domradio.de: Sie kennen den Menschenrechtler Peter Steudtner gut. Wissen Sie, wie es ihm geht?
Pfarrer Christian Zeiske (Pfarrer der Ortsgemeinde von Peter Steudtner): Wir wissen leider nicht viel mehr, als wir über die Medien erfahren. Das, was wir erfahren, ist jedoch schlimm genug. Wenn man einen Menschen persönlich kennt, trifft es einen noch viel härter, als wenn es nur um "irgendeinen" Politiker geht. Wir sind schockiert.
domradio.de: Jeden Tag beten Menschen für ihn und immer montags gibt es die Fürbitt-Andacht. Zu der ist auch Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller schon einmal gekommen. Wie laufen diese Abende ab?
Pfr. Zeiske: Das ist das, was wir als Kirche tun können. Bis jetzt hat sich noch keine richtige Form herausgebildet. Wir haben jedoch immer einen sehr schönen Fürbittleuchter. Um diesen stellen wir uns an allen Tagen, außer am Montag, auf und zünden Kerzen an. Montags ist das Ganze etwas größer aufgezogen. Jeder, der kommt, kann eine Kerze anzünden. Dabei kann gern laut oder leise ein Gebet gesprochen werden. Auch wenn es immer das Gleiche ist - das macht nichts aus. Es geht darum, dass wir die Intensivität, die wir haben, zu dem Fürbittleuchter bündeln.
domradio.de: Es nehmen immer mehr Menschen daran teil. Auch Steudtners Grundschullehrerin hat sich zu Wort gemeldet.
Pfr. Zeiske: Sie möchte heute an der Andacht teilnehmen. Wir bekommen viele Mails von Menschen, die mit Peter zusammen waren. Wir wollen dennoch den Fokus auch auf die anderen Inhaftierten legen. Nicht nur Peter ist betroffen. Er hat uns nur dazu gebracht, dass wir durch ihn in die ganze Sache besonders involviert wurden. In unser Gebete wollen wir alle Gefangenen: Christen, Muslime, Deutsche etc. mit einbeziehen. Wir wollen unsere Andachten weiter gestalten - auch damit die Menschen wissen, was in der Welt alles an Unrecht passiert.
domradio.de: Die Kirche und die Gemeinde kennen sich beim Thema "staatliche Willkür" aus - wenn man auf die Wendezeit in der DDR blickt.
Pfr. Zeiske: Wir stehen in diesem Erbe. Wir wissen genau, was da passiert ist. Ich selber habe diese Zeit nur am Rande miterlebt. Zu dieser Zeit - auch in der Zeit der friedlichen Revolution - war ich noch nicht Pfarrer.
Die Offenheit von damals wollen wir aufrecht erhalten. Wir wollen zeigen, dass Glauben und Gebete nicht umsonst sind. Das ist das, was wir tun können. Es gibt andere Unterstützerkreise, die hervorragende Arbeit leisten. Dazu fehlt uns das Know-How. Aber das, was wir als Christen spezifisch tun können, ist beten und das machen wir.
domradio.de: Was wünschen Sie sich persönlich für Peter Steudtner?
Pfr. Zeiske: Er soll möglichst schnell zurückkommen. Am besten mit den anderen. Das ist der einzige Wunsch, aber das rückt im Moment weiter in die Ferne. Dennoch ist unsere große Hoffnung, dass eines Morgens in den Nachrichten kommt, dass die Gefangenen frei sind. Sobald er zurückkommt, setzen wir uns mit ihm zusammen und schauen gemeinsam, was getan werden kann. Es gibt zu viel Unrecht in der Welt und wir dürfen den Blick über den Horizont nicht verlieren.
Das Interview führte Silvia Ochlast.