"Mit seiner wissenschaftlichen und geistlichen Autorität hat Benedikt XVI. Theologie und Kirche an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert geprägt wie kaum jemand sonst", sagte Koch am Montagabend in der Sankt-Johannes-Basilika in Berlin laut vorab verbreitetem Predigtmanuskript.
Unter dem Petersdom beigesetzt
Am vergangenen Donnerstag leitete Papst Franziskus auf dem Petersplatz die Totenmesse für seinen Vorgänger. Anschließend wurde er in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom beigesetzt.
Benedikts großes Lebensthema sei die Verbindung von Vernunft und Glaube gewesen, sagte Koch. "Für Benedikt schlossen Glaube und Vernunft, Wissenschaft und Religion einander gerade nicht, wie so oft behauptet wurde und wird, gegenseitig aus. Nein, im Gegenteil. Er konnte sagen: 'Die Vernunft wird ohne den Glauben nicht heil, aber der Glaube wird ohne die Vernunft nicht menschlich'", zitierte der Erzbischof den früheren Papst.
Gegenseitiger Austausch bei der Suche nach der Wahrheit
Für Benedikt sei die Suche nach der Wahrheit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft elementarer Bestandteil seines Glaubens gewesen. "Immer wieder hat er bei der Aufarbeitung von Missständen in unserer Kirche, auch im Missbrauchsskandal, erste Schritte der Aufklärung gesetzt, für die wir dankbar sein dürfen. Wir wollen und werden diesen schmerzhaften Weg fortsetzen", so Koch mit Blick auf die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche.
Weiter sagte der Berliner Erzbischof, für den verstorbenen Papst sei der gegenseitige Austausch bei der Suche nach der Wahrheit sehr wichtig gewesen. Dazu habe für ihn sowohl der Dialog innerhalb der Kirche, mit anderen Religionen als auch mit der weltlich geprägten Gesellschaft gezählt. "Vielleicht braucht es in manchen Dingen auch Geduld, um die Anliegen von Benedikt XVI. zu verstehen, der in seiner Kirche so oft auch nicht verstanden wurde", erklärte Koch.