Die Chefin der Berliner Tafel, Sabine Werth, hat den Aufnahmestopp der Essener Tafel für Ausländer erneut scharf kritisiert. Damit sei ein wichtiger Tafel-Grundsatz gebrochen worden, "nämlich, dass wir allen Menschen helfen, die der Hilfe bedürfen", sagte die ehrenamtliche Vorsitzende von Deutschlands ältester und größter Tafel der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag).
Jede Gruppe verantwortlich
Auch die Berliner Tafel habe in einigen der insgesamt 45 Ausgabestellen Aufnahmestopps, "weil es durch die Flüchtlinge viel mehr Menschen geworden sind". Anders als in Essen gelte der Stopp aber nicht nur für Menschen ohne deutschen Pass. "Die Ellenbogen gehen von allen aus, auch von der deutschen Oma mit Krücken." Jede Gruppe trage ihren Teil dazu bei.
Dabei verwies Werth darauf, dass es von Händlerseite immer weniger überschüssige Lebensmittel gebe. "Die Händler kaufen anders ein oder produzieren nicht mehr so viel." Für die Berliner Tafel sei das noch kein Problem, "wir müssen einfach mehr Märkte anfahren". Kleinere Tafeln täten sich da schwerer.
"gnadenlose Überforderung" in Essen
Werth bezeichnete das Vorgehen der Leitung der Essener Tafel als "unterirdisch". Die dortige Tafel sei "gnadenlos überfordert" und habe die Notbremse gezogen: "Aber das richtet unglaublich viel Schaden an." Sie selbst werde wegen ihrer Kritik an dem Essener Vorgehen "beschimpft ohne Ende".
Der Essener Tafelvorstand hatte seine Entscheidung damit begründet, dass der Anteil der Migranten unter den Kunden auf 75 Prozent gestiegen sei. Ältere Menschen und Alleinerziehende würden dadurch verdrängt. Die Entscheidung löste massive Kritik aus, stieß aber auch auf Verständnis. Am Donnerstag wurde bekannt, dass an der Marler Tafel bereits seit einem halben Jahr ein Aufnahmestopp für junge allein stehende Männer aller Nationalitäten gilt. Grund ist dort, dass die Lebensmittel nicht mehr für alle Bedürftigen reichen.