DOMRADIO.DE: Was macht Ihre Führungen zu etwas ganz Besonderem?
Gisela Dickopf (ehrenamtliche Kirchenführerin): Wir führen die Menschen durch unsere Kirchen St. Gereon, St. Alban, St. Michael, St. Mauritius und Herz Jesu nicht unter kunsthistorischen Aspekten, sondern wir schauen uns an, was in dieser Kirche besonders ist. Dieser Ort ist ein lebendiger und geistlicher Mittelpunkt in unserem Veedel und wir möchten gerne schauen, wie es den Menschen in diesen Kirchen geht, was sie dort erleben, wie sie diese Kirchen sehen. Und wir fragen uns, was wir als Kirchenführer in dieser Kirche erleben. Wir sind keine Kunsthistoriker, wir sind einfache Leute, die Lust an Kirche haben.
DOMRADIO.DE: Was wollen sie denn in den Mittelpunkt stellen?
Dickopf: Ich kann ganz speziell über St. Alban sagen, dass diese Kirche mich von Anfang an fasziniert hat. Das Besondere für mich ist, dass sie aus den alten zerstörten Mauern der Stadt Köln neu erstellt worden ist. Diese Kirche trägt einfach eine wahnsinnige Ruhe in sich. Sie ist dunkel, hat nur schmale Fenster, es kommt wenig Licht rein und man hat in diesem Raum ein sehr großes Geborgenheitsgefühl. Es ist auch so, dass die alten Kunstgegenstände aus St. Alban, Alt St. Alban früher am Gürzenich gelegen und im Krieg zerstört, jetzt mit neuen Kunstwerken kombiniert werden.
DOMRADIO.DE: Wie sind sie auf die Idee dafür gekommen, solche Führungen anzubieten?
Dickopf: Wir haben einen Pastoralreferenten, der neu zu uns gekommen ist und der einfach Menschen angesprochen hat. Menschen, die sich für diese Kirche interessieren und die "Kirchenöffner" sind, das heißt, dass wir die Kirchen offen halten und die Menschen natürlich deswegen eine starke Verbindung mit der Kirche haben. Wir haben dann überlegt, was können wir noch machen? Wie können wir die Kirche noch interessanter, noch öffentlicher für alle machen? So ist diese Idee entstanden.
DOMRADIO.DE: Inwiefern entdeckt man auch durch die Führung seinen Glauben neu?
Dickopf: Ich entdecke den Glauben immer wieder neu. Ich entdecke regelmäßig Dinge neu, die mir für meinen Glauben helfen oder auch nicht, je nachdem. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Menschen, die in diese Kirche kommen, zunächst einmal diesen Ort und das Äußere sehen, aber wir wollen vermitteln: Was zeigt uns diese Kirche oder was ist in dieser Kirche für unseren christlichen Glauben wichtig? Welche Merkmale gibt es da? Was gibt es, was einem besonders im Glauben hilft oder was einen abstößt? Darüber wollen wir jedenfalls ins Gespräch kommen.
Informationsmaterial zu den Führungen gibt es im Domforum (Domkloster 3, 50667 Köln) und in allen beteiligten Kirchen.
Das Gespräch führte Carsten Döpp.
