Beteiligung an der Weltsynode im Erzbistum Köln

Sag's dem Papst

Sag's dem Papst - im Erzbistum Köln kann man derzeit seine Kritikpunkte, Gedanken und Anregungen ganz gezielt an den Papst herantragen. Was wurde bisher deutlich und wie funktioniert das konkret?

Papst Franziskus / © Stefano Spaziani/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Stefano Spaziani/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Vielleicht erklären Sie noch mal ganz kurz: Wie funktioniert das Ganze jetzt?

Frank Reintgen (Mitglied des Organisationsteams zur Weltsynode im Erzbistum Köln): Menschen, die Lust haben, sich an der Weltsynode zu beteiligen, sind eingeladen, auf die Internetseite zu gehen: Weltsynode.koeln. Da finden sich zehn Themen, die der Papst vorgeschlagen hat und auf die er sich Rückmeldungen erhofft. Jeder ist eingeladen, auf die Seite zu gehen und zu den Themen, die ihm am Herzen liegen, seine Meinung, seine Erfahrungen, seine Wünsche und auch seine Kritik einzutragen.

Frank Reintgen / © Angela Krumpen  (ak)
Frank Reintgen / © Angela Krumpen ( ak )

Man loggt sich einfach auf der Seite ein und kann dann loslegen. Man kann eigene Beiträge formulieren oder aber auch andere Beiträge kommen kommentieren. Man kann das alleine tun, oder was fast noch schöner ist, das als Gruppe gemeinsam machen. Das wird auch mehr und mehr jetzt so genutzt, dass sich Menschen zusammentun, über die eine oder andere Frage ins Gespräch kommen und dann ihre Gedanken in die Plattform eintragen.

DOMRADIO.DE: Was sind das für Themengebiete, die Sie jetzt angesprochen haben?

Reintgen: Der Papst nennt eigentlich zehn Themenfelder. Und alle kreisen eigentlich um die Frage: Wie können wir gemeinsam synodal Kirche sein? So nennt das der Papst. Das ist ein schwieriges Wort, und meint nichts anderes als: Wie kann das gehen, dass wir gemeinsam gehen? Damit reagiert der Papst darauf, dass in dem Miteinander in der Kirche aus seiner Sicht Verbesserungs- und Veränderungsbedarf besteht.

Der Papst sieht oder nimmt wahr, dass das Miteinander von ihm als Bischof von Rom, der Bischöfe, aber auch des Volks Gottes im Moment nicht in einem guten Verhältnis steht. Da erhofft er sich Ideen. Wie kann das besser werden? Da geht es um Kulturfragen: Wie gehen wir miteinander um? Da geht es um Strukturfragen: Passt die Struktur, die wir heute haben, noch auf das, was heute von der Kirche gefordert ist? Und es geht auch um Stilfragen.

DOMRADIO.DE: Das Ganze läuft ja schon eine Zeit lang. Wie sind denn bisher die Rückmeldungen? Können Sie vielleicht schon verraten, was da so eingegangen ist?

Reintgen: Wir sind jetzt bei knapp 1.300 Beiträgen auf der Plattform. Und bei solchen Beteiligungsverfahren ist das kein schlechter Wert. Das klingt erst mal wenig. Aber überhaupt Menschen zu erreichen und dass sie mitkriegen, dass da etwas ist, das braucht seine Zeit. Das wird bestimmt noch mehr werden jetzt in den nächsten Wochen. Es ist deutlich, dass eine Menge Menschen auch darauf gewartet haben, endlich mal ihre Meinung auch sagen zu können, sich mitteilen zu können.

Das Schöne ist ja, dass alles, was auf dieser Plattform eingetragen wird, für alle lesbar ist. Das heißt, man kann eigentlich sehr gut mitverfolgen, was die Menschen bewegt. Die Themen, die da genannt werden, sind sehr, sehr vielfältig. Eines ist aber, glaube ich, ganz deutlich: In vielen Beiträgen tritt eine Sehnsucht und eine Hoffnung nach Erneuerung der Kirche und auch die Forderung nach Veränderung ganz deutlich hervor. Das betrifft die Kommunikation, das betrifft Haltungen. Und ganz oft stecken ganz persönliche Erfahrungen auch dahinter, die auch durchaus in den Beiträgen benannt werden.

DOMRADIO.DE: Über die ganze Aktion hinaus gibt es aber ja noch weitere Möglichkeiten, auch sich einzubinden, aktiv zu werden, oder?

Offizielles Logo der Weltsynode (c) Generalsekretariat der Bischofssynode, Künstlerin: Isabelle de Senilhes (Erzbistum Köln)
Offizielles Logo der Weltsynode (c) Generalsekretariat der Bischofssynode, Künstlerin: Isabelle de Senilhes / ( Erzbistum Köln )

Reintgen: Wir haben eine Fülle von virtuellen Veranstaltungen. Angesichts von Corona ist das ja mit dem realen Treffen ein bisschen schwierig. Da laden wir Menschen ein zu den einzelnen Themen, die der Papst da aufgemacht hat, in Dialog mit anderen Menschen zu kommen. Zwei haben schon stattgefunden. Das waren sehr intensive Gespräche, teilweise sehr persönliche Gespräche.

Die Termine dazu finden sich auch alle auf der Plattform. Und natürlich haben wir auch Rückmeldungen bekommen: Warum geht das alles nur online? Es geht nicht nur online, sondern Menschen, die eben nicht internetaffin sind oder keinen Internetzugang haben, können uns gerne auch einfach ihren Gedanken per Post schicken: an das Weltsynodenteam im Erzbistum Köln.

DOMRADIO.DE: Sag's dem Papst. Herr Reintgen, bis wann kann man sich noch beteiligen?

Reintgen: Bis zum 18. März ist die Plattform offen. Dann kann man keine Einträge mehr machen, sondern "nur noch" lesen. Die ganzen Beiträge werden ausgewertet, zusammengefasst und werden dann bei einer synodalen Versammlung Anfang Mai besprochen und dann ist klar, welche Rückmeldung aus dem Erzbistum Köln nach Rom geht. Dann wird auch noch mal geguckt, und das deutet sich jetzt auch schon an: Es gibt jede Menge Beiträge, die wir auch gut hier im Erzbistum Köln noch mal aufgreifen können, in Pfarrgemeinderäten, in Verbänden, aber auch auf der Bistumsebene. Da steckt viel Potenzial drin, das wir hier in Köln anfangen, synodal Kirche zu werden.

Das Interview führte Michelle Olion.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR