Franziskus sprach das Gebet in der Bibliothek des Apostolischen Palastes. Der Vatikan verbreitete die kurze Andacht per Livestream im Internet.
Das Gebet solle das Erbarmen Gottes für die von der Pandemie hart geprüfte Menschheit erflehen, sagte der Papst in einer kurzen Einleitung. "Wir tun dies zusammen, als Christen aller Kirchen und Gemeinschaften, jeden Alters, aus allen Sprachen und Nationen." In das Gebet schloss er die Kranken und ihre Familien ein, medizinische Betreuer und Helfer, aber auch staatliche Behörden, Ordnungskräfte und Ehrenamtliche sowie Geistliche der unterschiedlichen Kirchen. Anschließend sprach Franziskus das Vaterunser auf Latein.
Auch Kardinal Woelki hat zum gemeinsamen Vaterunser-Gebet eingeladen. DOMRADIO.DE übertrug live aus den Erzbischöflichen Haus.
Bedford-Strohm: "Beten Sie mit als Ausdruck unseres Vertrauens auf die Kraft Gottes"
Der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erkennt darin ein wertvolles Zeichen der Verbundenheit und des Vertrauens in der Corona-Krise. "Das ist ein schöner Ausdruck der weltweiten Verbindung der Christinnen und Christen in diesen Tagen", sagte Bedford-Strohm in einem am Mittwochmorgen auf Facebook veröffentlichten Video mit Blick auf den Aufruf von Papst Franziskus zum gemeinsamen Gebet zur Mittagszeit.
"Wir werden verbunden sein mit all denen in aller Welt, die zur gleichen Zeit mit uns das Vaterunser beten." Solche Bekenntnisse des Vertrauens auf die Kraft Gottes seien in diesen Tagen wichtig, betonte Bedford-Strohm. "Wir können uns nicht mehr in den Kirchen gemeinsam versammeln, aber wir können in dem Gebet vereint sein, das Jesus selbst uns gelehrt hat", sagte der EKD-Ratsvorsitzende. "Beten Sie mit als Ausdruck unseres Vertrauens auf die Kraft Gottes."
"Eine menschliche Familie"
Mehrere ranghohe Kirchenvertreter appellierten persönlich über digitale Medien, sich an der Aktion zu beteiligen, etwa das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby.
Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, stellte sich am Dienstag hinter die Initiative. Das geeinte Gebet in schwerer Zeit erinnere daran, "dass wir eine menschliche Familie sind", erklärte er in Genf. Während die Menschen rund um die Welt verstreut zu Hause an ihren Arbeitsplätzen säßen, sei das Vaterunser eine "Chance, unsere Stimmen im Gebet zu Gott zu vereinen mit den Worten, die uns unser Herr Jesus Christus gelehrt hat".
Papst Franziskus hatte die kirchenübergreifende Aktion vergangenen Sonntag angekündigt. Der für ökumenische Beziehungen zuständige Kurienkardinal Kurt Koch wandte sich mit einem Brief an Kirchen und christliche Gemeinschaften weltweit. Man wolle "im Vertrauen auf die Macht Gottes um ein Ende der Pandemie bitten".
Allein die katholische Kirche zählt nach Vatikanangaben 1,3 Milliarden Gläubige. Den 348 Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rat der Kirchen gehören weitere 500 Millionen Christen an.