DOMRADIO.DE: Was macht Ihre Arbeit in der Hostienbäckerei anders als die Arbeit in einer normalen Bäckerei?
Schwester Teresa Benedicta Neubauer (Karmelitin aus dem Karmel Rödelmaier im Bistum Würzburg): Erst einmal verwenden wir nur Wasser und Weizenmehl. Das ist Vorschrift. Und dann ist es natürlich für uns auch eine meditative Tätigkeit. Das heißt, beim Backen sind wir eigentlich ganz gesammelt und beten auch viel.
DOMRADIO.DE: Ist das also mehr eine spirituelle Sache als nur eine rein haptische?
Schwester Teresa Benedicta: Richtig. Es dient natürlich unserem Broterwerb, aber es ist trotzdem eine so regelmäßige Tätigkeit, dass es unserem Klosterleben nicht widerspricht. Wir sind ja ein kontemplativer Orden – und es ist wirklich eine kontemplative Tätigkeit, während doch in einer normalen Bäckerei das öfters sehr hektisch zugeht.
DOMRADIO.DE: Nehmen Sie uns doch mal mit an den Ofen oder ans Ausstanzen. Wie genau läuft das? Und was macht das zu einem spirituellen Prozess?
Schwester Teresa Benedicta: Es wird erst einmal der Teig bereitet. Das geschieht eigentlich wie in jeder Bäckerei oder auch zu Hause. Wir haben nur natürlich größere Dimensionen, eine größere Rührschüssel zum Beispiel. Und wenn wir dann zum Beispiel eine bestimmte Zeit brauchen, in der gerührt wird, dann beten wir vielleicht das Vaterunser dabei. Dann wissen wir: So viele Vaterunser beten wir und dann schalten wir aus. Wir nutzen also all die Zeit, die wir dabei haben, für das Beten, für die Verbundenheit mit Gott.
Ich sitze zum Beispiel am Backautomaten und nehme dann die fertigen Platten ab. Das sind immer zwölf hintereinander – wie Waffeleisen eigentlich so hintereinander, die dann in der Maschine ständig durchlaufen. Und dann muss man schon konzentriert sein und die abnehmen. Aber das ist eigentlich keine fordernde Tätigkeit.
Ich bete dann immer, ich nenne es meinen Back-Rosenkranz. Wir stapeln zwölf aufeinander – und da habe ich mir für die Zahlen eins bis zwölf aus dem Alten und Neuen Testament Zahlen herausgesucht. Und da verbinde ich dann ein Anliegen mit. Zum Beispiel – das ist ganz naheliegend – bei zwei denke ich an Adam und Eva und Ehepaare. Da bete ich dann gezielt für die Ehepaare oder für Eheleute und Familien.
Bei elf, da denke ich immer im Alten Testament an Josef und seine elf Brüder, die ja so zerstritten waren. Und wie viele Familien gibt es heutzutage, die auch zerstritten sind? Und da bete ich dann immer das Vaterunser und das "Gegrüßet seist du, Maria", wie beim normalen Rosenkranz, aber eben in dieser Intention. Und nebenbei nehme ich derweil meine Platten mit ab.
DOMRADIO.DE: Das ist jetzt das, was Sie persönlich da draus machen, dass es ein spiritueller Prozess ist. Gibt es denn da auch offizielle Regeln? Gibt es da auch besondere liturgische Regeln bei der Herstellung?
Schwester Teresa Benedicta: Bei der Herstellung nicht, sondern wir haben nur die Vorschrift, dass es eben nichts anderes als Wasser und Weizenmehl sein darf.
DOMRADIO.DE: Da gibt es trotzdem unterschiedliche Variationen, habe ich gelesen.
Schwester Teresa Benedicta: Wir verwenden zwei Sorten von Weizenmehl, also feineres und etwas groberes von unserem regionalen Müller. Wir verwenden kein Industriemehl. Dann wird der Teig angerührt. In 16 Liter Wasser kommen 14 Kilogramm Mehl – und das ist dann ein Teig. In normalen Zeiten brauchen wir acht pro Backtag von diesen Teigen.
Und wenn wir dann sogenannte weiße Hostien backen wollen, dann wird die Temperatur nicht so hoch eingestellt beim Ofen. Für normale, braune Brothostien wird es einfach dann stärker gebacken, bei 190 Grad zum Beispiel. Aber sonst ist der Prozess genau derselbe. Und da unterliegen wir keinen Vorschriften.
DOMRADIO.DE: Ich würde jetzt vermuten, dass gerade in den letzten zwei Jahren, wo ja ein Bruchteil der Menschen nur in die Kirche gehen konnte, dass da auch die Nachfrage für die Hostien geringer gewesen ist.
Schwester Teresa Benedicta: Das hat uns schon sehr aus der Bahn geworfen, muss ich mal sagen. Denn die Gläubigen waren weniger, ganz klar: Wegen des Abstands sind die Kirchen nicht mehr so gefüllt geworden. Aber die Priester stehen ja noch am Altar und die Priester brauchen ihre Priesterhostien.
Und wir haben zwölf Platten und von diesen zwölf Platten hat nur eine die Prägung für die Priesterhostien – das IHS. Wegen einer Platte können wir ja nicht den ganzen Automaten ständig laufen lassen, aber die Priesterhostien wurden weiter angefragt – und sogar teilweise vermehrt, ich weiß auch nicht warum.
Jetzt sind wir draufgekommen, dass wir dann eben variieren und zu dieser einen Platte Priesterhostien noch ein paar andere dazunehmen. Meistens so ungefähr die Hälfte von den zwölf Platten. Ich weiß nicht, ob es rentabel ist. Das ist dann auch der Unterschied zu einer normalen Bäckerei. Wir müssen keine Löhne bezahlen, wir arbeiten für Gottes Lohn, wie es so schön heißt, wir zwei Schwestern, die hier in der Bäckerei arbeiten.
Und wir sitzen nicht da mit dem Taschenrechner und rechnen jetzt aus: Rentiert sich das – der Stromverbrauch, der Wasserverbrauch, den wir haben für diese Menge, die dann rauskommt, sondern wir möchten unsere Kunden zufriedenstellen. Wir hoffen und denken: Die Priester brauchen es ja und wir sind dankbar, wenn Gottesdienste stattfinden.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.