Demnach waren die betroffenen Personen zu den jeweiligen Tatzeitpunkten zwischen acht und zwölf Jahre alt.
Die geschilderten Taten haben sich nach Angaben der Betroffenen im Bistum Hildesheim und außerhalb des Bistums ereignet. Genauere Angaben zu den Betroffenen sowie den Taten und Tatzeitpunkten kann das Bistum Hildesheim aus Gründen des Betroffenenschutzes derzeit nicht machen.
Schilderungen an unabhängige Expertinnen und Experten
Die betroffenen Personen hatten sich mit ihren Schilderungen an unabhängige Expertinnen und Experten für Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt in ihrem Bistum gewandt. Der Bischöfliche Beraterstab zu Fragen sexualisierter Gewalt des Bistums Hildesheim, ein mehrheitlich aus unabhängigen Mitgliedern bestehendes Gremium, hat am 6. Juni 2024 in einer Sitzung die Plausibilität der Vorwürfe festgestellt. An dieser Sitzung hat auch der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ teilgenommen.
„Ich bin schockiert und fassungslos angesichts der neuen Vorwürfe gegen Bischof Janssen sowie der Schwere der geschilderten Taten. Meine Gedanken sind bei den Menschen, die von diesen Verbrechen betroffen sind“, so Bischof Wilmer.
Bischofsgruft verschlossen
Umgehend wandte er sich damit an zwei ihn beratende Gremien. Am 7. Juni 2024 rief Wilmer das Domkapitel zusammen und setzte die Domkapitulare von den Ereignissen in Kenntnis. Einen weiteren Tag später teilte er die neuen Erkenntnisse dem Diözesanpastoralrat mit. In beiden Gremien wurden erste Konsequenzen angesichts der neuen Meldungen beraten.
Als erste Reaktion auf die Vorwürfe wurde die Bischofsgruft im Hildesheimer Dom, in der Janssen beigesetzt ist, verschlossen. Eine kürzlich in der Gruft aufgestellte Tafel, die über die Vorwürfe informiert, wurde nun davor platziert. "Wir werden seitens des Domkapitels unverzüglich prüfen, inwieweit eine Umbettung von Heinrich Maria Janssen aus der Bischofsgruft im Dom möglich ist", erklärte Weihbischof und Domdechant Heinz-Günter Bongartz. Betroffenenvertreter fordern dies seit längerem.
Der Betroffenenrat der Bistümer Hildesheim, Hamburg und Osnabrück bekräftigte nun diese Forderung. "Täterverehrung ist auch immer ein Stück weit Opferverhöhnung", heißt es in einer Stellungnahme. Dass das Domkapitel nun nach fünf Meldungen "endlich" die Gruft verschlossen habe, könne und dürfe nur ein erster Schritt sein.
Bistum schreibt neue Studie aus
Das Bistum Hildesheim hat in enger Abstimmung mit der Unabhängigen Aufarbeitungskommission Nord, dem Betroffenenrat Nord und der Betroffeneninitiative im Bistum Hildesheim eine neue Studie zur Aufdeckung sexualisierter Gewalt und anderer Formen physischer und psychischer Gewalt in der Diözese für den Zeitraum von 1945 bis 2024 ausgeschrieben.
Bereits in den Jahren 2015 und 2018 wurden Missbrauchsvorwürfe zweier Betroffener gegen Janssen bekannt. Eine Gruppe von Fachleuten hatte 2021 bei der Studie "Wissen teilen" keine weiteren Hinweise für durch Bischof Janssen selbst verübte sexualisierte Gewalt gefunden.
Dies hat sich nun geändert. Sofern die drei weiteren Betroffenen damit einverstanden sind, wird das Bistum Hildesheim die neuen Meldungen in Bezug auf Bischof Janssen den Fachleuten vorlegen, die mit der aktuell ausgeschriebenen Aufarbeitungsstudie beauftragt werden.
Kontaktdaten für Betroffene
Für Betroffene von sexualisierter Gewalt gibt es im Bistum Hildesheim professionelle Ansprechpersonen, die von der Kirche unabhängig sind. Die Kontaktdaten dieser drei Fachleute sind unter diesem Link zu finden.