Betroffenenforum startet im Juni in Dortmund

Missbrauch in der evangelischen Kirche

Mehrere Landeskirchen sowie die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, RWL, rufen zur Teilnahme an Foren für Betroffene von sexualisierter Gewalt auf. Hintergrund ist der Wille zu einer professionellen Aufarbeitung.

Foren für Betroffene von sexualisierter Gewalt  / © Dizfoto (shutterstock)
Foren für Betroffene von sexualisierter Gewalt / © Dizfoto ( shutterstock )

Die an verschiedenen Standorten geplanten Treffen sollen einen geschützten Raum zum Austausch und Vernetzen bieten, wie die rheinische, westfälische und lippische Landeskirche sowie die Diakonie am Montag ankündigten. "Ziel ist eine transparente, professionelle und unabhängige Aufarbeitung, die die Betroffenen selbst mitgestalten." Eine externe Moderation und Supervision würden jedes Forum begleiten. Das erste Betroffenenforum startet am 21. Juni in Dortmund.

Bei der Veranstaltung erhalten die Teilnehmenden den Angaben zufolge auch Informationen zum Aufbau der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission West (URAK West). Sie ist eine von insgesamt neun Kommissionen bundesweit, die in Form von Verbünden aus einem Zusammenschluss von Landeskirchen und diakonischen Werken bestehen.

Kommissionen in zehn Monaten arbeitsfähig

Der "Verbund West" wurde im Februar gegründet. Die Geschäftsstelle der Kommission ist bei der Diakonie angesiedelt.

Evangelische Kirche und Diakonie hatten sich im Dezember gegenüber der Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus, zu einheitlichen Standards der Missbrauchsaufarbeitung und zur Gründung unabhängiger regionaler Aufarbeitungskommissionen verpflichtet.

Spätestens im März 2025 sollen alle bundesweit neun Kommissionen arbeitsfähig sein. Ende Januar hatte ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragter Forschungsverbund seine Studie zu sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie vorgelegt.

Ermittelt wurden bundesweit mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte.

Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche

Die Zahl der Missbrauchsopfer in der evangelischen Kirche und Diakonie ist viel höher als bislang angenommen. Laut einer Studie sind seit 1946 in Deutschland nach einer Hochrechnung 9.355 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden. Die Zahl der Beschuldigten liegt bei 3.497. Rund ein Drittel davon seien Pfarrpersonen, also Pfarrer oder Vikare. Bislang ging die evangelische Kirche von rund 900 Missbrauchsopfern aus. Die Forum-Studie wurde von einem unabhängigen Forscherteam erarbeitet und in Hannover veröffentlicht.

Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr (dpa)
Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr ( dpa )
Quelle:
epd