Bilanz des Weltjugendtages in Rio de Janeiro

"Zeichen für die Vitalität der Kirche"

Die Pilger sind auf dem Rückweg, Papst Franziskus ist wieder in Rom eingetroffen - und kirchliche und weltliche Persönlichkeiten ziehen eine erste Bilanz des Weltjugendtages in Rio de Janeiro.

 (DR)

Papst Franziskus hat eine positive Bilanz seiner ersten Auslandsreise gezogen: "Es war eine schöne Reise, die mir geistlich gut getan hat", sagte Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien am Montag vor Journalisten. Er sei ziemlich müde, aber die Freude der Brasilianer habe ansteckend gewirkt, sagte der 76-Jährige.

Sicherheitsbedenken angesichts seiner engen Kontakte mit Menschenmassen relativierte der Papst: "Sicherheit heißt, sich einem Volk anzuvertrauen." Das Risiko, dass ein Verrückter ein Attentat verübe, bestehe immer; "aber es gibt ja schließlich auch den Herrn", sagte der Papst. In Rio de Janeiro habe es keinen einzigen Zwischenfall gegeben, betonte Franziskus. "Alles war spontan, und ich konnte ohne gepanzerte Autos den Menschen nahe sein."

Federico Lombardi: Papst konditionell in unglaublicher Form

Auch Vatikansprecher Federico Lombardi ist sehr zufrieden mit dem Weltjugentag 2013. Die Masse der Teilnehmer bei der Papstmesse am Sonntag in Rio de Janeiro sei ein "Zeichen für die Vitalität der Kirche, die viele Jugendliche anziehen kann", sagte Lombardi zum Abschluss des Katholikentreffens am Sonntag in Rio. Die Stadtverwaltung hatte die Zahl der Besucher mit über drei Millionen angegeben.

Der 76-jährige Papst zeige konditionell eine "unglaubliche Form" angesichts der an Ortswechseln und Terminen dichten Tage, sagte Lombardi. Weil Franziskus häufig in seiner Muttersprache Spanisch gesprochen habe, habe er spontaner reagieren können, als man es von seinen Audienzen auf dem Petersplatz gewohnt sei.

Nach Lombardis Urteil wurde auch die kurzfristige Verlegung des Veranstaltungsortes für die Schlussveranstaltungen von Guaratiba an den Strand von Copacabana gut bewerkstelligt. Der Wechsel innerhalb von 48 Stunden wurde notwendig, weil das ursprünglich vorgesehene Gelände in Guaratiba durch Regen aufgeweicht war.

Reaktionen aus der braislianischen Presse

Auch Brasiliens Zeitungen zogen am Sonntag ein erstes Fazit des Weltjugendtages. Lob findet durchgehend das Charisma des neuen Papstes. Fast ebenso einhellig ist die Kritik an der Organisation des Katholikentreffens.

Nach dem Urteil der Zeitung "Extra" bringt Papst Franziskus "die Katholiken zurück zur Kirche". Gläubige berichteten, "dass das Charisma und die Botschaft von Papst Franziskus ihren Glauben verstärkt und sie wieder den Gemeinden näher bringt", schreibt das Blatt. Die Zeitung "Meia Hora" unterstreicht die Volksnähe des Papstes. Auch in der Begegnung mit Indigenen habe Franziskus "sein Charisma gezeigt", indem er sich einen traditionellen Kopfschmuck aufgesetzt habe, den ein Vertreter eines Indio-Stammes ihm geschenkt hatte.

Die Zeitung "O Globo" aus Rio zeigt Skepsis, ob die Stadt für die kommenden Großveranstaltungen der Fußball-Weltmeisterschaft und der Olympischen Spiele gerüstet ist. Bürgermeister Eduardo Paes wolle nach den Erfahrungen des Weltjugendtages organisatorische Entscheidungen zentralisieren, um künftig Pannen zu verhindern. Dennoch ließen "die unfertige Infrastruktur, die Planungspannen, das Transportchaos und die gewalttätigen Proteste, die sowohl den Konföderationen-Cup wie auch den Besuch von Papst Franziskus geprägt haben, Zweifel aufkommen an der Fähigkeit, in Rio die anstehenden Großereignisse zu organisieren".

Evo Morales beeindruckt von Papst Franziskus

Auch politische Reaktionen zum Weltjugendtag bleiben nicht aus: So zeigte sich selbst Boliviens Präsident Evo Morales zeigt beeindruckt von Papst Franziskus. Der Auftritt des Papstes beim Weltjugendtag habe ihn zwei Dinge gelehrt, sagte der bolivianische Staatschef der Tageszeitung «El Deber» nach dem Abschlussgottesdienst in Rio de Janeiro. "Gehe ohne Angst zum Volk, wie wir es jeden Tag tun, und zweitens, dass ein Christ nicht christlich ist, wenn er nicht revolutionär ist. Ich bin revolutionär."

Die Reden des ersten lateinamerikanischen Kirchenoberhauptes seien eine Aufforderung, die Befreiungstheologie in Lateinamerika wiederzubeleben, so Morales weiter. Dies werde er nun umsetzen. Morales nahm an der Seite der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff und der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner am Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages am Sonntag (Ortszeit) teil. Sein Verhältnis zur katholischen Ortskirche in Bolivien gilt als gespannt.

 


Quelle:
KNA , DR