Für den Jesuiten und Pädagogen Klaus Mertes wird in der Pandemie deutlich, dass schulische Bildung nicht auf digitale Lernformen reduziert werden darf. "Insgesamt zeigt sich wie unter einem Brennglas, dass Bildung ganz ohne ein analoges Beziehungsgeschehen auf Dauer nicht funktioniert", sagte Mertes am Mittwoch der in Freiburg erscheinenden Zeitschrift "Christ in der Gegenwart".
Wert von Schule wieder stärker schätzen
"Wir sollten unbedingt den Wert von Schule wieder stärker schätzen lernen. Für Bildung im umfassenden Sinn braucht es eben nicht nur das Bereitstellen von Informationen und individualisierten Arbeitsaufträgen", so Mertes. Zur Schule gehöre das "soziale Geschehen, das sich nur im direkten Diskurs ereignen kann: die Öffentlichkeit im Klassenzimmer, das Agieren in Kleingruppen, die nonverbale Kommunikation, ja selbst die gemeinsamen Pausen".
Mertes unterstützte zugleich die in der Corona-Pandemie forcierten Fortschritte bei der Digitalisierung von Schule. Wichtig sei aber, über das richtige Maß des Digitalen in der Bildung nachzudenken.
Corona-Pandemie prägt die Schüler
Der langjährige Leiter der Jesuitenschule Kolleg Sankt Blasien kritisierte, dass Fächer wie Sport, Musik, Religion und Kunst aktuell oft ausfielen. Die Pandemie habe zudem die oft prekäre Personalausstattung in Schulen deutlich gemacht.
Mertes betonte, die Pandemie präge die Schüler stark. "Es wird eine Generation sein, die sich stärker mit existenziellen Themen befasst: mit Krankheit und Tod, mit Ängsten. Auch Politik, etwa in ihrem Verhältnis zur Wissenschaft, wird eine neue Bedeutung bekommen."