Es komme zu Diskussionen und sogar zu Aggressivität gegenüber Beschäftigten, sagte der Landesbeauftragte des Verbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Hans Peter Knips, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
"Wir haben oft verbale Auseinandersetzungen mit Angehörigen, die bis an die Grenze des Ertragbaren gehen." Auch wenn Infektionszahlen zurückgingen, müssten die Heime nach wie vor vorsichtig sein. "Wenn wir das Virus einmal im Haus haben, ist das ein Dammbruch", warnte Knips.
Masken werden abgelehnt
Es gebe einerseits sehr vorsichtige Besucher, aber anderseits auch jene, denen Schutzregeln völlig egal seien, sagte der Vorstand des Verbandes der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen in NRW, Helmut Wallrafen, der Zeitung.
"Die Tendenz, uns saftige Beschwerdebriefe zu schreiben oder Mitarbeiter vor Ort anzugehen, weil man auf den Sicherheitsabstand hinweist, nimmt zu." Die Heime stellten Masken, die anfangs Mangelware waren und inzwischen sogar abgelehnt würden.
NRW richtet Dialogstelle ein
Die Caritas NRW erklärte, dass der Spagat zwischen dem Schutz aller Heimbewohner und ihrer Selbstbestimmung eine große Herausforderung sei. "Wir wollen unsere Bewohner nicht einschränken, aber die Verantwortung für die Einhaltung der Schutzmaßnahmen liegt bei den Heimen", sagte ein Sprecher der Zeitung.
Angehörige beklagten, dass viele Heime ihnen den Zugang verwehrten, obwohl Besuche unter Auflagen des Landes seit Anfang Mai möglich sind. Das Land NRW hat am Freitag eine Dialogstelle eingerichtet, um Konflikte in Pflegeheimen zu lösen.
Lockerungen in allen Bundesländern
Nach fast zwei Monaten Besuchsbeschränkungen in Pflegeheimen als Schutzmaßnahme gegen das Coronavirus haben inzwischen alle Bundesländer Lockerungen angeordnet.
In Nordrhein-Westfalen können seit dem 10. Mai Pflegeheimbewohner in der Regel unter gewissen Auflagen wieder besucht werden. In NRW gibt es nach Angaben des Sozialministeriums 2.200 Altenheime mit etwa 170.000 Bewohnern.