Bischöfe: Christliche Glaubensaussagen nicht relativieren

Mission possible?

Die Deutsche Bischofskonferenz hat mit Blick auf die Frage der Judenmission vor einer Aufweichung christlicher Positionen gewarnt. Im Dialog der Religionen dürften wesentliche Glaubensaussagen nicht relativiert oder ungenau wiedergegeben werden, heißt es in einer am Dienstag in Bonn veröffentlichten Erklärung des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller.

Bischof Müller (hier mit Oberrabbiner Jona Metzger): Den Begriff der Mission richtig darstellen (KNA)
Bischof Müller (hier mit Oberrabbiner Jona Metzger): Den Begriff der Mission richtig darstellen / ( KNA )

In der Erklärung setzt sich der Ökumene-Beauftragte der Bischofskonferenz kritisch mit einer Erklärung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) auseinander, das sich vor zwei Wochen deutlich gegen jede Form der Judenmission ausgesprochen hatte.

Müller kritisiert eine Reihe theologischer Aussagen in dem ZdK-Papier, das unter dem Titel «Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen» stand. So werde der Unterschied beider Religionen in dem ZdK-Papier nur in der Vorstellung der Menschwerdung Jesu Christi und in der Lehre von der Dreieinigkeit festgemacht. Der Bischof moniert zudem die Auffassung der Laienkatholiken, Christen und Juden verträten die Position, dass «jenseits der Glaubensunterschiede» ethisches Handeln und Taten der Nächstenliebe einen Weg zu Gott eröffneten.

Im Dialog der Religionen müsse der Begriff der Mission richtig dargestellt werden, schreibt Müller, der Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Jesus habe unzweifelhaft Juden und Heiden in die Kirche berufen. Allerdings gehe es nicht darum, Gläubige anderer Religionen durch Überredung abzuwerben oder gar mit Drohung zu nötigen. «Glaube und Freiheit bedingen einander.»

«Menschen unterschiedlichen Glaubens können voller Respekt voreinander mit Menschen anderer Religionen zusammenleben und freundschaftlich am Aufbau einer Gesellschaft nach religiös oder naturrechtlich begründeten ethischen Grundprinzipien zusammenwirken», heißt es in der Erklärung. «Sie können aber auch die Unterschiede aushalten, ohne sich wechselseitig falsche und schlechte Absichten zu unterstellen.»

Müller verwies auch auf Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass jeder Mensch Recht und Pflicht hat, in Fragen der religiösen Überzeugung und des sittlichen Handelns seinem Gewissen zu folgen und in diesem Sinn dem Prinzip der Wahrheit und des Guten zu entsprechen. «So können auch diejenigen Menschen gerettet werden und endgültig zur Gemeinschaft mit Gott gelangen, die ohne eigene Schuld nicht an Jesus Christus, ja unter Umständen nicht einmal an die Existenz des personalen Gottes als Schöpfer und Vollender glauben».
Auch bei ihnen wirke aber die Gnade Christi, wenn auch verborgen.

Der Regensburger Bischof macht darüber hinaus deutlich, dass jede Form von Polemik oder Abwertung der Juden mit dem Glauben unvereinbar sei. Antisemitismus sei nicht Folge des Christusbekenntnisses, «sondern Beweis für den Verrat an ihm».
Völlig fehl am Platz seien umgekehrt aber auch «an historischen Tatbeständen immer wieder genährte Ressentiments oder christliche Selbstbezichtigungen». So bringe das negativ besetzte Schlagwort «Judenmission» die Sendung der Kirche in Misskredit.