Die Einheit der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland ist gefährdet. Der Leiter der deutschen Eparchie (Diözese) der russisch-orthodoxen Auslandskirche, Erzbischof Mark, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in München: "Es ist zu befürchten, dass alle drei russisch-orthodoxen Bischöfe Deutschlands an den Sitzungen der Orthodoxen Bischofskonferenz nicht werden teilnehmen können, wenn in nächster Zeit keine sinnvolle Änderung der Situation eintritt".
Mitarbeit vorerst eingestellt
Das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau hatte am Freitag beschlossen, dass ihre Bischöfe die Mitarbeit in kirchlichen Gremien vorerst einstellen, die vom Patriarchat von Konstantinopel geleitet werden. Dazu gehört auch die 2010 gegründete Orthodoxe Bischofskonferenzen in Deutschland. Ihr gehören 16 Diözesan- und Weihbischöfe aus 7 orthodoxen Kirchen an.
Die bedeutendsten Machtzentren der orthodoxen Kirche, die Patriarchate von Konstantinopel und Moskau, streiten um die Bildung einer eigenständigen (autokephalen) Kirche in der Ukraine. Moskau will die Trennung der ukrainischen von der russischen Kirche verhindern und die Oberhoheit über die orthodoxen Christen in der Ukraine behalten.
"Unerlaubten Einmischung"
Mark nannte die Entwicklung "äußerst schmerzhaft". Die Frage des Rückzugs aus der Bischofskonferenz stelle sich wegen der "unerlaubten Einmischung" Konstantinopels in die Angelegenheiten der russischen Kirche. "Sie droht den Frieden in der orthodoxen Kirche zu stören oder sogar zu zerstören", so Mark. Konstantinopel habe mit der Ernennung von zwei Bischöfen zu Exarchen für die Ukraine die kirchliche "Brüderlichkeit" verletzt und das Kirchenrecht gebrochen.
In Deutschland leben laut Schätzungen etwa zwei Millionen orthodoxe Christen. Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz ist der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos mit Sitz in Bonn. Gemäß der Kirchenstatuten leitet die Bischofskonferenz stets der ranghöchste Bischof des Patriarchats von Konstantinopel.