In Tschechien und der Slowakei sind ab sofort nur noch Gottesdienste mit maximal sechs Teilnehmern erlaubt. Die staatlichen Anordnungen gelten bis mindestens 3. November. In Polen darf sich ab Samstag in besonders von der Pandemie betroffenen Gebieten wie Warschau, Krakau und Danzig nur noch eine Person pro sieben Quadratmeter Fläche in Kirchen, Synagogen und Moscheen befinden.
Nicht nur Quelle der Frustration
Das kulturelle und gesellschaftliche Leben komme durch die Verordnungen der tschechischen Regierung "praktisch zum Erliegen" und auch das religiöse Leben werde bedrängt, sagte der Prager Erzbischof Dominik Duka. Dennoch müsse die Ausnahmelage "nicht bloß eine Quelle der Frustration und des Pessimismus" sein, sondern auch eine "neue Gelegenheit, eine Herausforderung", so der Kardinal. Die vergangenen Monate der Pandemie hätten gezeigt, dass die Menschen nicht "die unbeschränkten Herren unseres Lebens" seien. Ein "kleiner, mit bloßem Auge unsichtbarer Organismus" habe bewirkt, "dass die ganze Welt von einem Tag auf den anderen Kopf steht".
Christenpflichten
In dieser Situation sei es Aufgabe der Christen, "Licht in die verdunkelten Seelen zu verbreiten und die Hoffnung zu verkünden, die stärker ist als der Tod", hob Kardinal Duka hervor. "Klerus und Laien, Männer und Frauen" müssten "nach ihren Möglichkeiten der Gesellschaft ihre Dienste" anbieten, um "in diesen schweren Tagen mit ihr zu atmen".
Aufforderung der Bischöfe, Maßnahmen einzuhalten
In der Slowakei forderte die Bischofskonferenz in einem Offenen Brief an Priester und Gemeinden dazu auf, den neuen staatlichen Anordnungen Folge zu leisten, äußerte zugleich aber deutliche Kritik am Umfang der Maßnahmen. Die Bischöfe hätten "alles in ihren Kräften Stehende unternommen, um zumindest die minimale Möglichkeit der öffentlichen Feier von Gottesdiensten zu erhalten", sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Martin Kramara. Man habe mit Fachleuten und Staatsvertretern kommuniziert, aber kein Gehör gefunden. Wenigstens sei es durch die Sechs-Personen-Vorgabe "durchführbar, dass eine Familie zum Gottesdienst kommt".
Mobilität einschränken
Offen sind noch Empfehlungen für das Totengedenken zu Allerseelen (2. November), zu dem viele Tschechen die Gräber ihrer Angehörigen im ganzen Land besuchen. Es ist laut Bischofskonferenz sehr wahrscheinlich, dass "die Menschen aufgefordert werden müssen, ihre Mobilität zu den Feiertagen zu reduzieren". Darauf wird auch von staatlicher Seite gedrängt.
Sonntagspflicht ausgesetzt
In Polen hängen die Auflagen für Gotteshäuser jeweils davon ab, ob sie in einer grünen, gelben oder besonders stark betroffenen roten Zone liegen, wie Premier Mateusz Morawiecki am Donnerstagabend in Warschau erklärte. Als rote Zonen wurden vor allem Großstädte deklariert. In den gelben Zonen sind mindestens vier Quadratmeter pro Gottesdienstbesucher vorgeschrieben. Als erste polnische Erzdiözese entband Lodz die Katholiken erneut von der Pflicht, an Sonntagen und Feiertagen die Messe zu besuchen.