"Die AfD ist vor wenigen Tagen auch in Sachsen als gesichert rechtsextrem eingestuft worden. Als Christ kann ich die Ziele und Haltungen der AfD nicht mit unserem Menschenbild und christlichen Grundwerten vereinbaren", sagte der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, am Montag auf Anfrage.
Erster Oberbürgermeister der AfD
Der evangelische Landesbischof Tobias Bilz erklärte auf Anfrage: "Der nun gewählte Oberbürgermeister wird sich an seiner Verantwortung für alle Menschen in Pirna messen lassen müssen und hierbei mit uns als Kirche ein kritisches Gegenüber haben." Bei der Stichwahl setzte sich am Sonntag in Pirna der von der AfD aufgestellte Kandidat Tim Lochner (parteilos) durch. Damit stellt die Partei bundesweit erstmals einen Oberbürgermeister. Lochner holte 38,5 Prozent der Stimmen, CDU-Politikerin Kathrin Dollinger-Knuth 31,4 Prozent, Ralf Thiele für die Freien Wähler 30 Prozent.
"Fremdenfeindlichkeit bringt uns nicht weiter"
Timmerevers erklärte, ihm sei bewusst, dass nicht jeder automatisch ein Rechtsradikaler sei, der ein Kreuz bei der AfD setze. Er wolle die Beweggründe differenziert wahrnehmen. "Es darf uns jedoch nicht egal sein, wenn rechtsextreme und faschistische Aussagen geduldet oder salonfähig werden."
Die Gesellschaft stehe vor schwierigen Themen. "Menschenwürdige Gestaltung von Migration, Verbesserung sozialer Gerechtigkeit und der Umgang mit Klimaveränderungen werden für uns zur Zerreißprobe. Hier braucht es ein Ringen und eine Auseinandersetzung um gute Lösungen", so der Bischof. "Nationalistische und fremdenfeindliche Haltungen bringen uns dabei nicht weiter."
Geringe Wahlbeteiligung
Landesbischof Bilz ergänzte: "Gewählte Politikerinnen und Politiker haben Verantwortung, aber auch Bürgerinnen und Bürger haben sie. Das Wahlrecht ist ein hohes Gut und ich mache mir Sorgen, wenn – wie jetzt in Pirna in der Stichwahl für das Oberbürgermeisteramt – so viele Menschen ihre Stimme nicht nutzen." Nur 53,8 Prozent der knapp 32.000 Wahlberechtigungen gaben ihre Stimme ab. Beim ersten Wahlgang Anfang November waren es sogar nur 50,3 Prozent gewesen.